Klares Bekenntnis der VLN-Familie: Ja zum Jetta!

Solidarität ist im Motorsport gang und gäbe. Ein Paradebeispiel dafür liefert die VLN Langstreckenmeisterschaft. Denn ohne den Gemeinsinn der Fahrer, Teams und Sponsoren wäre der VW Jetta 16v mit der #625 beim sechsten Lauf wohl noch nicht wieder einsatzbereit gewesen. Innerhalb eines knappen halben Jahres kehrt der Kult-Volkswagen in Europas größte Breitensportserie zurück. Die legendäre Nordschleife ist auf der Strecke um eine Fan-Attraktion reicher.

Der Schreck fuhr allen Zuschauern gehörig in die Glieder, als der Jetta 16v mit Stefan Lohn am Lenker Ende März beim Qualifying zum Saisonauftakt der VLN Langstreckenmeisterschaft unglücklich mit einem BMW 328 kollidierte und sich im Bereich Brünnchen sechs Mal überschlug. Letztlich landete das Auto nach dem heftigen Abflug stark beschädigt auf der Streckenbegrenzung. Für das kleine Einsatzteam XXL Racing war dies sportlich und finanziell ein herber Schlag. „Von dem alten Auto konnte für den neuen Jetta nur noch die Tankklappe verwendet werden. Da war sonst wirklich nichts mehr von zu gebrauchen. Die Antriebswellen waren zum Beispiel aus dem Getriebe rausgerissen, es war alles hinüber, auch der Motor“, sagt Thomas Ehrhardt, der nun neben Phillip Eis und Norbert Mehling als Pilot mit einem völlig modifizierten weinroten Jetta zurückkehrt.

Ein Spendenaufruf über die sozialen Medien von Mehling sorgte für eine riesige Resonanz. Innerhalb von kurzer Zeit waren auf Paypal mehr als 20.000 Euro zusammen gekommen. Die selbe Summe an Sachleistungen kam ungefähr nochmal hinzu. „Das war wirklich irre. Wir hatten alle Gänsehaut. Normal ist das nicht. So etwas erlebt man ganz selten“, sagt Ehrhardt begeistert und fügt hinzu: „Aufgrund der Homologation brauchten wir eine zweitürige Karosse. Die gibt es nur noch sehr selten. Nachdem eine Karosse gefunden war, musste sie im Säurebad entlackt und neu aufgebaut werden.“

Alles neu machte nicht der Mai, sondern die VLN-Familie. Die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft war schier grenzenlos. H&R sponserte ein Fahrwerk, Schroth spendierte einen Gurt. Ein Sponsor stellte ein Auto zur Verfügung, aus dem das Team die Mechanik nutzte. Cardiff baute einen zertifizierten Überrollkäfig zum Selbstkostenpreis ein. Mücke Carbon steuerte Kotflügelverbreiterungen bei. „Wegen des Wiedererkennungswertes wurde das Auto genauso hergerichtet, wie es war. Er sieht jetzt genau aus wie der Alte. Im Innenraum ist es allerdings gar kein Vergleich mehr“, sagt Ehrhardt.

Mehr PS, stärkerer Motor, größere Reifen

Es wurde ein stärkerer Motor mit nun 235 PS eingebaut. Eine sequenzielle Schaltung ersetzte das Fünf-Gang-Dieselgetriebe. Der Jetta steht nun auf 17- statt 15-Zoll-Rädern. Uniball-Gelenke sorgen für eine bessere Kurvenlage. „Letzten Freitag gab es den Lauf auf dem Prüfstand. Jetzt müssen wir erst mal sehen, dass das Ding läuft. Am Mittwoch vor dem VLN-Lauf sind wir mit dem Team in Oschersleben. Dann machen wir die Grundeinstellung des Fahrwerks sowie weitere Details und Feinheiten.“

Ehrhardt, der in den 90iger Jahren im Citroën Saxo-Cup startete und nach 15 Jahren Pause vor zwei Jahren wieder in der VLN angefangen hat, kann die Jungfernfahrt kaum noch erwarten: „Die Leistung, die das Auto jetzt bietet, müssen wir noch umsetzen. Das bereitet viel Freude, wird aber sicher auch spannend werden. Für mich gibt es auch nur eine Rennstrecke, das ist die Nordschleife. Die Mickey-Mouse-Kurse haben für mich keine Anziehungskraft“, sagt der 62-Jährige.

Gerade auch die künftigen Duelle mit dem Manta von Olaf Beckmann und Peter Hass üben eine große Anziehungskraft auf das Team von XXL Racing aus. Auf den Opel fehlten vor dem Crash rund 30 Sekunden pro Runde. „Das ist eine Menge Holz“, sagt Ehrhardt. Nun glaubt man besser gerüstet zu sein. „Alleine das sequentielle Getriebe bringt acht bis zehn Sekunden“, sagt Ehrhardt und betont: „Mein Wunsch bei VLN6 wäre es mit dem Manta zusammen durchs Brünnchen zu fahren.“

Für ihre größten Unterstützer hat das Team vor der Rennpremiere noch ein kleines Schmankerl parat: Am Freitag kann eine Handvoll Sponsoren im Rahmen des Freien Fahrens als Dankeschön eine Runde mit dem flotten neuen Gefährt von Teamchef Roger Carvalhais als Beifahrer bestreiten.