Der rasende Postbote

Vom Briefträger zum Geschäftsführer. Peter Schmidt hat sich seinen Traum erfüllt. Das Team „Car Collection Motorsport“ ist mittlerweile seit einem Jahrzehnt fester Bestandteil der Startaufstellung in der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring. Angefangen hat alles hinter dem Schalter einer Postfiliale. Nun ist das Büro des 57-Jährigen die Boxengasse.

„Ich habe elf Jahre bei der Post gearbeitet, als Lehrling und am Postschalterdienst. Ich war immer sehr auto-affin. Mit Anfang 20 hatte ich schon meinen ersten Porsche, den hatte ich mir mühsam abgespart“, erzählt Schmidt. Als er den Porsche verkaufen wollte, hatte er eine schicksalshafte Begegnung. „Ich bin damals zu einem Autohändler gefahren. Der war um die 50 rum, so wie ich heute. Er hatte überall Rennbilder an der Wand hängen und Pokale rumstehen. Ich habe ihn gefragt, wie kommst du dazu? Er sagte, er wäre bei der Post gewesen, aber das hätte ihm keinen Spaß gemacht. Dann hätte er irgendwann mit dem Autohandel angefangen. Ich fühlte mich, wie bei einem Blick in den Spiegel. Plötzlich stand mein Entschluss fest. Das mache ich auch. Ich habe mir eine Genehmigung von meinem Dienstherren geholt. Ich bin dann auf eigenen Wunsch in die Briefzustellung gewechselt, damit ich mittags frei hatte. Drei Jahre lang habe ich morgens Briefe ausgetragen und mittags parallel den Autohandel aufgebaut.“

Mit durchschlagendem Erfolg. Bei VLN1 startete das Team aus dem Ort Walluf bei Wiesbaden als werksunterstütztes Audi Sport Team mit den Fahrern Markus Winkelhock und Christopher Haase. Auch DTM-Pilot Jamie Green saß im Vorjahr bereits hinter dem Lenkrad eines Boliden von Car Collection. „Auf die Entwicklung bin ich stolz. Das Team ist ja im Prinzip als Hobby entstanden. Mein Hauptgeschäft war ursprünglich der Handel mit exklusiven Sportwagen. Ich habe mit einem 964 Cup Porsche 1995 angefangen und jetzt setzen wir mehrere GT3 in diversen Rennserien ein. Früher saß ich auf der Tribüne und habe die Jungs in der DTM über die Strecke rasen gesehen. Heute sitzen die Profis bei mir im Team im Auto. Klar, ist das toll. Dann weiß man auch, dass man alles richtig gemacht hat. Zum Motorsport gehört viel Leidenschaft aber auch viel Arbeit, die manchmal Leiden schafft“, betont Schmidt.

Direkt an der A66, mit 160 Kilometer Entfernung zum Nürburgring und einer Distanz von 100 Kilometern nach Hockenheim ist die Firma geographisch gut gelegen. Der Name des Teams ist seiner Frau eingefallen. „Ich habe damals sehr viel Export nach Japan gemacht. Und deshalb wollte ich einen einfachen, gut verständlichen englischen Namen, der verdeutlicht, worum geht es da.“

Schmidt erinnert sich gut an seine Anfänge in der VLN auf der legendären Nordschleife. „Ich bin schon ewig da oben. 1995 habe ich angefangen hobbymäßig VLN zu fahren. Ab 2002 war ich dann nahezu bei allen Rennen mit dabei, nicht unbedingt als Person aber mit einem Auto. 2007, 2008 entstand nach und nach das Team. Erst mit zwei, teilweise mit drei Autos in der VLN. Damals noch mit Cup-Porsche. 2013 sind wir dann erstmalig mit einem Mercedes GT3 SLS an den Start gegangen. 2016 folgte der Wechsel zu Audi. Momentan sind ein, zwei Autos am Start. Wir machen ja auch viele andere Serien wie Blancpain oder das ADAC GT Masters. Aber die VLN ist nach wie vor eine sehr interessante Serie.“

Zu seinen größten Erfolgen zählt Schmidt die Erfolge bei den 12 Stunden von Zandvoort, den 12 Stunden von Imola und bei den 24 Stunden von Dubai. „Da konnten wir in diesem Jahr gewinnen, vom Stellenwert her gehört das für mich mit zu den größten Rennen, da sind auch viele werksunterstützte Autos mit dabei“, sagt Schmidt, der selber auf elf Klassensiege in der populärsten Breitensportserie der Welt kommt. Für 2019 plant Car Collection zumindest den regelmäßigen Einsatz eines Audi R8 LMS in der VLN. Zu VLN3 und beim 24h-Rennen steht zudem ein eigener Audi GT4 im Grid.