Die Geschwindigkeit liegt in den Genen

Finn Unteroberdörster ist seit 2018 sehr erfolgreich in der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring unterwegs. Mit seinem Partner Janis Waldow gewann er gleich auf Anhieb mit sechs Klassensiegen auf einem Renault Megane RS den Titel in der Klasse VT2. Das Talent hat der 21-Jährige geerbt. Vater Uwe hat 40 Klassensiege auf seinem Konto und war 2000 Meister der VLN mit Jens Lührsen. Sehr bekannt sind rund um die Nordschleife auch die Cousins von Finns Mutter. Heinz-Otto und Jürgen Fritzsche waren sogar fünf- beziehungsweise viermal Meister der VLN. Gemeinsam 1990, 1991, 2003 und 2007 mit Marco Wolf. Heinz-Otto siegte zudem 1993 mit Roland Senge. Wir haben uns mit dem Förderpiloten des ADAC Nordrhein über den Saisonstart und seine Zukunftspläne unterhalten.

Was bedeutet Dir die Förderung durch den ADAC Nordrhein?

Ohne die Förderung wäre es für mich sehr schwierig, in der VLN zu starten. Ich war bis letzten Monat noch Auszubildender, da ist das Geld natürlich nicht im Überfluss vorhanden. Zum anderen steigert sich dadurch die Präsenz in den Medien. Ich hatte auch schon einen Workshop, der mir beim Umgang mit den Medien weiter geholfen hat. Und du kannst mehr Kontakte knüpfen. Das ist alles in allem eine Riesenhilfe für mich.

Was machst Du beruflich?

Autos sind mein Leben. Ich arbeite derzeit als Kfz-Mechatroniker. Ab August gehe ich wieder zur Schule und mache mein Fachabitur. Ich möchte auf Dauer nicht in der Werkstatt bleiben, ich hätte gerne mehr Kontakt zu den Kunden.

Du hast beim TC BW Wahlscheid auch mal Tennis gespielt als Jugendlicher. Warum bist Du zum Motorsport gewechselt?

Wir haben 2. Verbandsliga gespielt. Das war aber nur ein Hobby. Ich hatte irgendwann mit meinem Handgelenk Probleme und habe dann aufgehört. Mit 18 bin ich dann in den Motorsport gewechselt. Motorsport faszinierte mich schon seit meiner Kindheit, deswegen war es immer mein größter Wunsch selber Rennen zu fahren. Jetzt nach drei Jahren aktivem Motorsport, kann ich sagen, es ist es das Beste, was ich je gemacht habe. Auch wenn es mich manchmal einschränkt in meiner Freizeit, sei es finanziell oder zeitlich. Dafür haben manche Menschen kein Verständnis, da das Hobby ja so extrem teuer ist und so viel Zeit bei drauf geht. Denen erkläre ich dann aber immer, wieso der Motorsport mir so viel Spaß vermittelt.

Du hast auch mal an einem Börsenspiel der Kreissparkasse Köln teilgenommen und es unter die 25 besten von 1.600 Teilnehmern geschafft…

Das war zu meiner Realschulzeit. Das hatte gut geklappt. Ich habe irgendwie ein gutes Gefühl für Geld.

Kommen wir zum sportlichen. Du hast einen Start nach Maß in die VLN-Saison 2019 erwischt…

Wir wollen unsere Klassenmeisterschaft wiederholen. Insofern war der Sieg das Ziel. Das war perfekt. Wir haben mit dem Klassensieg da weitergemacht, wo wir letztes Jahr aufgehört haben. Das ganze Rennen lief wie am Schnürchen. Wir hatten auch das notwendige Quäntchen Glück, dass der starke Manheller-BMW, der neu in der Klasse ist, einen Reifenschaden hatte. Sonst wäre es knapper geworden. So haben wir relativ einfach und sicher gewonnen.

Habt Ihr in Bezug auf die Abläufe oder das Auto etwas verändert in Bezug auf die letzte Saison?

Wenig, wir sind immer noch die selben Fahrer, haben das selbe Team und das selbe Auto. Im Rahmen des Reglements haben wir das Auto ein wenig optimiert, hauptsächlich beim Setup. Wir müssen uns noch etwas an den neuen Asphalt auf der Nordschleife gewöhnen. Dann werden wir im nächsten Rennen nochmal deutlich schneller.

Wo lagen die Probleme in Bezug auf den neuen Asphalt?

Der Grenzbereich war mit unserem Auto schwer auszumachen. Der Asphalt ist viel feiner geworden. Das Limit zu finden, zwischen immer noch Grip haben und schlagartig keinen Grip mehr, das war eine Herausforderung. Wir waren aber fast gleich schnell. Es fehlten nur drei Sekunden auf die beste Zeit vom letzten Jahr. Da geht aber auf jeden Fall noch was.

Du hast 2018 mit deinem Partner als VLN-Rookie gleich mal sechs Läufe in der Klasse gewonnen. Hast Du damit gerechnet, dass ihr sofort so gut seid?

Nein, wir waren alle sehr überrascht. Für mich war es die erste VLN-Saison, für den Janis die zweite. Unser Team war komplett neu. Wir haben fast bei null angefangen.

Gibt es die Überlegung in Zukunft auch mal die Klasse zu wechseln?

Das war schon in diesem Jahr ein Gedanke. Wir wollten entweder ein TCR- oder ein GT4-Auto fahren. Aber das wäre so exorbitant teuer, da fehlen uns einfach die finanziellen Mittel. Deswegen fahren wir 2019 nochmal mit dem selben Auto. Und dann gucken wir mal, was nächstes Jahr so möglich ist.

Was hast Du dir für Ziele im Motorsport gesteckt?

Jeder träumt davon, damit mal Geld zu verdienen, als Werksfahrer. Ich sehe das aber realistisch. Ich bin froh, wenn ich ein paar Sponsoren finde und für kleinen Taler bei einem Team wie Waldow Performance erfolgreich fahren kann. Um Profi zu werden, braucht man auch Glück. Eigentlich müsste ich jetzt schon GT4 fahren. Wenn es so weiter läuft, bin ich sehr zufrieden.

Ist die VLN und die Nordschleife deine sportliche Heimat?

Ich denke schon. Ich habe hier angefangen. Bevor ich 2017 RCN gefahren bin, hatte ich keinerlei Erfahrung. Ich bin sprichwörtlich ins kalte Wasser gesprungen. Ich war auch nie Kart-Rennen gefahren. Ich bin eher ein Langstreckenfahrer. Die Streckenlänge und die Höhenunterschiede gefallen mir. Es gibt kaum Auslaufzonen, deswegen bist du sehr gefordert. Es ist eben die anspruchsvollste und abwechslungsreichste Strecke der Welt, auf der man nicht alle zwei Minuten die selben Sachen sieht.

Man sagt ja so schön, Talent wird vererbt. Inwieweit ist dein Vater Uwe beteiligt?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin damit aufgewachsen. Er ist 20 Jahre VLN gefahren, deswegen kannte ich schon die Abläufe. Mein Papa hat mir schon in der RCN sehr viele Tipps gegeben, das hat mir sehr geholfen. Vielleicht liegt es wirklich in den Genen. Die Cousins von meiner Mutter sind die Fritzsche-Zwillinge. Die haben zusammen auch 161 Klassensiege.

Die Väter sind oftmals die schärfsten Kritiker. Wie geht dein Vater mit Dir um?

Er ist sehr relaxt. Er pfuscht mir nicht rein und macht mir keinen Druck. Er sagt immer, mach das, was du für richtig hälst. Wenn du Fragen hast, frag.

Bei so vielen VLN-Meistern in der Familie, da bist Du gefordert…

(lacht) Ja, das ist wohl wahr. Olli Martini, der Streckensprecher, erwähnt meinen Vater regelmäßig, deswegen besteht bestimmt bei einigen eine gewisse Erwartungshaltung. Ich mache mein Ding und dann klappt das schon.