„Besser hätte es nicht laufen können“

Neun Rennen, neun Siege. Der Ferrari 458 des Team racing one war in der VLN-Saison 2018 in der SP8 das Maß der Dinge. Gegen das Cavallino Rampante aus Andernach war Aufbäumen zwecklos für die Konkurrenz von Porsche, Lexus, Audi oder Aston Martin. Neben dem Titel in der Klasse sicherten sich die Fahrer Stephan Köhler und Christian Kohlhaas Platz drei in der Gesamtwertung der Langstreckenmeisterschaft. VLN.de hat sich mit Teamchef Martin Kohlhaas über das Erfolgsrezept und die Pläne für 2019 unterhalten.  

Die VLN-Saison 2018 kann man nur als erfolgreich bezeichnen…
In dieser Form war das für uns die zweite Saison mit dem 458. Im letzten Jahr hatten wir zu Anfang ein paar Probleme. Gegen Ende des Jahres zeigte sich schon, dass das Auto sehr gut ist. Im Winter haben wir den Ferrari nochmal ein bisschen umgebaut und verbessert. 2018 sind wir dann mit einem frisch revidierten Auto angetreten und es lief vom Anfang bis zum Ende perfekt. Die Fahrer haben ihre Rundenzeiten stetig verbessert, das war mir sehr wichtig. Die beste Runde mit dem Auto war eine 8:20 Minuten, das ist für die SP8 schon wirklich schnell. Wir haben neunmal die Pole geholt und neunmal gewonnen, besser hätte es nicht laufen können. Wir sind alle glücklich.

Was habt ihr genau an dem Auto verbessert?
Eigentlich nur die Fahrbarkeit. Wir haben die Aerodynamische Balance verändert. Und auch die Rad/Reifen-Kombination, so dass wir ein aktuelles GT3-Rad fahren können. Vorher sind wir schmalere Räder gefahren, das hat das Auto eingebremst. Das waren aber nur Feinjustierungen. Never change a running system. Wir haben nach den Einstellfahrten außer den normalen Service-Arbeiten nichts mehr an dem Auto gemacht. Wir sind das ganze Jahr so durchgefahren. In diesen Regionen ist es dann entscheidend, dass die Fahrer damit zurechtkommen. Wir sind von Rennen zu Rennen schneller geworden.

In der SP8 geht ein buntes Feld mit Audi, Porsche, Lexus oder Aston Martin an den Start. Was macht in dieser Klasse den Ferrari so besonders?
Der Ferrari ist natürlich ein Exot. Das grenzt ihn nach außen hin ab. Was uns in der SP8 so stark gemacht hat, waren die Fahrer. Alle drei sind auf demselben Level. Sie können alle die Top-Zeiten fahren. Und sie sind konstant in ihren Rundenzeiten. Es gab halt nicht den einen schwachen Fahrer, oder einen, der heraussticht. Wir hatten keinen Unfall, keine Berührung, gar nichts in dieser Saison. Ich führe vieles auf die Fahrer zurück.

Dennoch muss die Wahl für den Ferrari ja auch gute Gründe gehabt haben…
Wir waren die ersten, die den Ferrari mit zur Nordschleife gebracht haben. 458 machen wir seit dem Jahr 2011, als das Auto auf den Markt gekommen ist. Viele sagen, macht doch Porsche, aber Porsche macht jeder. Mit dem Ferrari wollen wir uns ein bisschen hervorheben am Ring. Jeder sagt Ferrari ist teuer, für mich ist es das günstigste Auto von den Wartungsintervallen und den Unterhaltskosten, welches ich da oben bisher eingesetzt habe. Das Auto ist einfach zuverlässig. Bei den Anschaffungskosten ist es teurer als alles andere, aber von den laufenden Kosten her, ist es günstig. Wir bieten die Fahrerplätze auf Porsche-Cup-Niveau an.

Wie sieht es denn mit deiner Rennerfahrung in der VLN aus?
Ich sitze oft bei Trackdays oder Taxifahrten im Rennauto, aber ich bin noch nie VLN gefahren. Das liegt zum einen an der fehlenden Zeit, zum anderen möchte ich das nicht vermischen. Mir gehört das Team, ich schaue, dass im Hintergrund alles läuft. Das Fahren überlasse ich den anderen.

Mit deinem Cousin Christian Kohlhaas ist ja zumindest einer aus der Familie aktiv bei der VLN dabei, und er hat schon 37 Klassensiege vorzuweisen…
Er macht das sehr gut. Er begleitet uns von Anfang an. Das jemand aus der Familie mit dabei ist, macht es sehr einfach und angenehm, weil man sich kennt. Das ist nicht das klassische Kundenverhältnis. Da können auch mal ein paar harte Worte fallen, wenn es nicht so funktioniert, ohne dass es böse aufstößt.

Was ist denn wertvoller für Euch, der Klassensieg in der SP8 oder VLN-Gesamtplatz drei?
Wir haben nie damit gerechnet, dass wir so weit nach vorne kommen. Bei VLN 6 und 7 gab es dann so einen kleinen Hype. Da kamen viele auf uns zu: Mensch, ihr könnt gewinnen. Uns war aber sehr früh klar, dass wir es aufgrund der Streichergebnisse nicht gewinnen können. Natürlich hat man schon mal gedacht, dass wäre cool, das Ding zu gewinnen. Die Chance, mit der Eins auf dem Auto fahren zu können im nächsten Jahr, das hat uns schon gejuckt. Aber, es war halt rechnerisch niemals drin. Es war aber ein gutes Gefühl, eine Zeitlang mal ganz vorne zu stehen.

Saisonübergreifend habt ihr 14 Siege in Serie, das ist neuer Rekord in der VLN…
Das ist so. Da sind wir stolz drauf. Der bisherige Rekordhalter hat uns auch schon per E-Mail gratuliert. Wir sind laut einer Statistik auch seit Jahren das Auto, das die meisten Kilometer in der VLN-Saison fährt. Über die Dauer waren wir immer das schnellste Auto.

Racing one und die Nordschleife. Ist das für Euch eine wichtige Verbindung?
Definitiv. Die ganze Firma hat sich daraus ein bisschen entwickelt. Vielen ist der alte orangene Audi 200 Quattro noch ein Begriff. Mit dem ist mein Cousin 16 Mal das 24h-Rennen gefahren. Da habe ich schon als kleiner Junge immer mitgeholfen. Irgendwann bin ich dann den Weg in den professionellen Motorsport gegangen. Wir sind der VLN eigentlich immer treu geblieben. Auch in den Jahren, in denen wir nicht so groß waren. Wir sind mit einem Seat Leon und TCR gefahren. Das Thema Nordschleife und VLN war stets ein großer Bestandteil unserer Geschichte.

Wagen wir den Blick voraus. Was steht nächstes Jahr an? Wie sieht es mit der Besetzung der Fahrer aus?
Da sind wir gerade auf der Suche. Das Trio der letzten vier Jahre war ein Traum für mich als Teamchef. Sie haben einen fehlerfreien Job abgeliefert. Ich musste mich um nichts kümmern. Mike Jäger wird nächstes Jahr nicht fahren. Die anderen beiden sind ihn zwar noch am Bearbeiten. Ich glaube, dieses Mal zieht er den Rücktritt aber durch. Mit Christian und Stephan Köhler versuchen wir dann was auf die Beine zu stellen. Wir würden gerne was anderes als die SP8 machen, weil wir da jetzt so oft gewonnen haben. Wir schauen in Richtung GT3, aber das ist schon ein finanzieller Mehraufwand. Das wäre ein Riesensprung. Vielleicht bleiben wir auch noch ein Jahr in der SP8. Hoffentlich können wir vor Weihnachten verkünden, was wir machen.