„Wir sind der Bob Österreich 1“

Martin Ragginger ist seit einem Jahrzehnt fester Bestandteil des Fahrerfeldes der VLN. „Raggi“ erreichte in diesem Zeitraum neun Klassen-, fünf Gruppen- und zwei Gesamtsiege. 2018 war das bis dato erfolgreichste Jahr des Österreichers in der weltweit größten Breitensportserie. Zusammen mit Landsmann Klaus Bachler siegte der 30-Jährige beim sechsten und neunten Lauf im Porsche 911 GT3 R auf der legendären Nordschleife. Beim 41. RCM DMV Grenzlandrennen gab es dabei sogar den ersten Doppelsieg für Falken Motorsport zu feiern. Zweite bei VLN6 wurden Stef Dusseldorp/Alexandre Imperatori im BMW M6 GT3. Mit dem Erfolg beim „Schinkenrennen“, dem 43. DMV Münsterlandpokal, sicherte sich das Team beim Saisonabschluss auch die Speed Trophäe der VLN. Nach dem aktuellen Formel-1-Punkteschema werden hier die Top-Teams gewertet und in einer eigenen Tabelle geführt. Mit VLN.de blickt Ragginger auf die Highlights der Saison zurück. Im Interview ist die Freude auf sein neues Dienstfahrzeug für 2019 ebenfalls spürbar.

Die Saison 2018 in der VLN wird dir sicher noch lange in positiver Erinnerung bleiben…
Das auf alle Fälle. Wir haben für den Falken-Porsche die ersten beiden Gesamtsiege überhaupt eingefahren. Das Ganze auch noch mit Klaus Bachler, also in einer rein österreichischen Besetzung. Alles in allem war das für uns ein super Erfolg.

Sind Siege mit einem Landsmann etwas besonders?
Nein, ich fahre genauso gerne mit den anderen Werksfahrern. Es spielt im Endeffekt keine Rolle. Ich freue mich auch genauso, wenn zwei andere Fahrer mit dem Falken-Porsche gewinnen. Natürlich ist man immer selber gerne dran. Vor allem bei uns zwei. Der Klausi und ich, wir kennen uns jetzt doch schon lange. Wir sind der Bob Österreich 1. Das es mit ihm geklappt hat, das ist schon cool.

Mit zwei Erfolgen und einem dritten Platz hast du einen großen Anteil am Gewinn der Speed Trophäe…
Inwieweit so etwas möglich ist, hängt auch immer davon ab, wann fährst du wo welche Rennen. Vor den 24h-Rennen am Ring stehen die VLN-Rennen eher immer ein bisschen im Zeichen der Vorbereitung. Danach geht es mehr um die reine Performance beim jeweiligen VLN-Rennen. Natürlich ist das cool, dass wir die Trophy gewonnen haben, weil wir auch nicht alle Rennen gefahren sind. Mit den zwei Siegen haben wir einige Punkte geholt.

Porsche hat 215 Gesamtsiege seit 1977 in der VLN geholt. Dahinter folgt Mercedes mit großem Abstand (54). Was macht die Kombination Porsche und Nordschleife so erfolgreich?
Das ist die Konstanz. Der Porsche ist ein sehr zuverlässiges Auto. Man hat gesehen, die Konkurrenz war extrem stark in den letzten Rennen. Audi und wie sie alle heißen. Aber es sind auch nicht immer alle durchgekommen. Das ist halt extrem wichtig. Egal, ob das 24, sechs, oder vier Stunden sind. Speziell bei der VLN, gerade auf dieser Strecke, kann einfach jede Sekunde etwas passieren. Das Paket muss stimmen, und du darfst keine Fehler machen.

Warum war euer Paket in diesem Jahr so erfolgreich?
Wir haben uns extrem entwickelt in den letzten zwei Jahren, vor allem von den Reifen her. Wir sind konstant geworden. Falken hat einen super Job gemacht. Die Nordschleife ist die anspruchsvollste Rennstrecke der Welt. Dass wir jetzt den Anschluss geschafft haben, beziehungsweise besser sind als manche Konkurrenten, das macht uns sehr stolz. Speziell bei trockenen Bedingungen haben wir in Sachen Speed stark aufgeholt.

Die letzten drei Ziffern deiner Mobilfunknummer lauten 911. Ist das Zufall oder Ausdruck deiner Verbundenheit zu Porsche?
Ein Kumpel von mir aus Österreich ist Porsche-Liebhaber. Er hatte ein paar Nummern mit den Endziffern übrig und mir eine davon gegeben. Das kann ich mir natürlich auch leicht merken.

Auf deiner Homepage steht, deine Lieblingsstrecke ist Spa-Franchorchamps. Was ist mit der Nordschleife?
Meine Homepage ist nicht mehr ganz aktuell. Ich bin jetzt mehr auf Facebook und Instagram unterwegs. Damals, als ich noch Kart und Formel BMW gefahren bin, haben wir viel in Belgien getestet. Auch die Rennen waren immer sehr positiv für mich. Das ist ein Relikt aus alten Zeiten. Als ich dann auf die Nordschleife kam, war es klar, dass es die Nordschleife ist. Da geht es 99,9 Prozent der Fahrer so.

Bei VLN7 habt ihr schon mal das Nachfolgemodell, den Porsche 991.2, in der SPX im Renneinsatz getestet. Wo liegen die Unterschiede zum Vorgängerauto?
Grundsätzlich ist das Auto in allen Belangen einen Tick besser und einfacher geworden. Der Porsche ist zum Fahren eines der schwierigsten Autos. Der Fahrer muss sehr viel Input geben. Mit dem neuen Modell hat Porsche eine tolle Plattform geschaffen. Die Bremserei, das Beschleunigen, es ist alles viel ruhiger, du musst nicht mehr so viel arbeiten. Das ist der größte Schritt, speziell auch in Hinblick auf das 24h-Rennen am Ring oder generell Langstreckenrennen. Du kannst jetzt wirklich auch sagen, okay, ich fahre zwei, drei Stints. Das ist das Entscheidende.

Was sind deine Pläne und Ziele für 2019?
Mit dem Gesamtsieg bei einem VLN-Rennen haben Klausi und ich ein großes Ziel erreicht. Das können wir von unserer Liste streichen. Wir wollen uns gut auf die 24h-Rennen am Nürburgring vorbereiten. Und auch in der VLN-Saison werden wir einige Male am Start sein. Ich hoffe, dass wir dann da auch wieder so performen wie dieses Jahr. Es wäre schön, wenn es so weiter geht.