Daumen hoch für die DPN

Alex Brundle im Interview

Seit 2015 gibt es die DMSB-Permit Nordschleife. Die Zusatzlizenz, die seitdem neben der normalen Fahrerlizenz für Rennen in der Grünen Hölle notwendig ist, hatte einen holprigen Start. Mittlerweile ist sie akzeptiert. Die VLN zieht nach vier Jahren eine Bilanz.

Für die Teilnahme an den Rennen der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring ist die DMSB Permit Nordschleife verpflichtend. Sie ist mit der in den USA notwendigen zusätzlichen Lizenz für Oval-Rennen vergleichbar. In den Staaten müssen die Fahrer diese vorweisen, um dort Rennen auf Rundkursen mit überhöhten Kurven bestreiten zu können. Die Gemeinsamkeit ist die Besonderheit.

Was ist überhaupt gefordert? Um die Permit-Stufe B zu erlangen, müssen Neulinge einen DPN-Lehrgang absolvieren oder Rennen in der Leistungsprüfung RCN nachweisen und zudem eine E-Learning-Prüfung ablegen. Mit dieser „kleinen“ Permit können die Fahrer dann mit einem Kategorie-B-Fahrzeug die ersten Nordschleifen-Rennen in Angriff nehmen. Nach zwei Rennen mit jeweils mindestens neun gefahrenen Runden und einer Platzierung jeweils innerhalb der vorderen 75 Prozent in der Klasse kann ein Fahrer dann die Permit A beantragen, die beispielsweise zum Führen der leistungsstarken Boliden in den großen SP- und Cup-Klassen wie GT4, GT3 oder Cup Porsche berechtigt.

Was ist Ziel und Zweck? Die DPN soll die Sicherheit auf der Nordschleife erhöhen und die besonderen Flaggenregelungen und Fahrvorschriften auf der Nordschleife den Fahrern vermitteln. Denn die Nordschleife ist mit ihren 33 Links- und 40 Rechtskurven mit keiner anderen Rennstrecke der Welt zu vergleichen. Die Piloten sollen auf diese Heraussforderung bestmöglich vorbereitet werden. Die DPN bietet den Regelhütern des DMSB auch eine Möglichkeit das Fehlverhalten eines Fahrers punktuell zu sanktionieren. Profirennfahrer, denen die DPN für die Nordschleife entzogen wird, sind somit nicht automatisch arbeitsunfähig. Zudem wird durch die DPN ausgeschlossen, dass Neulinge gleich in einem leistungsstarken GT4- oder GT3-Fahrzeug debütieren. Eine Regelung im Sinne der Sicherheit für alle auf der Nordschleife. Die anfängliche Skepsis ist breiter Zustimmung – auch von den erfahrenen Piloten – gewichen.

„Man kann guten Gewissens sagen, dass die DPN etabliert ist und ihren Zweck voll und ganz erfüllt“, bilanziert Michael Bork, Leiter Sport und Renndirektor der VLN. „Es gibt kaum noch negatives Feedback, vielmehr jede Menge Zuspruch. Unsere erfahrenen VLN-Piloten berichten uns, dass das Miteinander auf der Strecke deutlich besser funktioniert als früher. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die den Lehrgang absolvieren und im Folgenden ihre Permit-Rennen bestreiten, der Sache sehr positiv und aufgeschlossen gegenüber. Das vermittelte Fachwissen und die Erfahrungen mit einem leistungsschwächeren Fahrzeug sind wertvoll und tragen zum Verständnis bei.“

Chris Esser: „Das Rennen fahren muss ich den Jungs nicht mehr beibringen“

Ein Team, das sich mit der DPN auskennt wie kaum ein zweites, ist PROsport Performance aus Wiesemscheid nahe des Nürburgrings. Der Rennstall rund um VLN-Urgestein Chris Esser hat einer Reihe prominenter Piloten zur DPN verholfen: André Lotterer, Jamie Green, Edoardo Mortara und Earl Bamber – um nur einige zu nennen. „Earl war der erste Fahrer“, erinnert sich Esser. „Olaf Manthey kam auf uns zu, als Earl seine Pflichtrennen für die Permit-Stufe A absolvieren musste. Wir hatten mit dem Porsche Cayman in der Klasse V5 zufällig das richtige Auto dafür im Einsatz.“

Aus einem Zufall wurde ein Geschäftsmodell. PROsport hat sich zum Spezialisten für die Nordschleifen-Lizenz entwickelt. „Wir bieten unseren Kunden einen umfänglichen Service auf dem Weg zur DPN“, sagt Esser. „Das fängt mit der Bürokratie im Vorfeld an und geht über die Schulung schließlich bis zur Betreuung beim Rennen.“ Diesen Weg beschritt zuletzt auch Alex Brundle, der Sohn des ehemaligen Formel-1-Fahrers Martin Brundle. „Das Rennen fahren muss ich diesen Jungs nicht mehr beibringen“, so Esser, der beim ersten VLN-Rennen 1977 als Sportwart im Einsatz war, bis 2009 regelmäßig selber am Volant Platz nahm und immerhin sechs VLN-Gesamtsiege auf seinem Konto hat. „Die sind schon sauschnell wenn sie bei uns ankommen. Was ich ihnen hingegen vermittele – und hier kommt mir meine große Erfahrung auf dem Nürburgring zugute – ist der Respekt vor dieser einzigartigen Strecke. Das machen wir, indem wir ihnen konkrete Situationen zeigen und mit ihnen darüber sprechen.“

Starallüren sind den prominenten Fahrern fremd. „Vielleicht nur aus Höflichkeit, aber sie haben uns immer sehr genau zugehört“, scherzt Esser. „Die haben das alle sehr ernst genommen. Das sind Profis, Rennen fahren ist ihr Beruf. So kam Jamie Green beispielsweise nach dem Rennen noch zu uns mit in die Werkstatt und wollte alles über den Nürburgring wissen. An die beiden Rennen mit ihm erinnere ich mich besonders sehr gerne zurück.“

Die DPN ist für Esser alternativlos: „Es klingt schnell nach einer Floskel, aber die Welt verändert sich und man muss ständig dazulernen. Das ist auch in der VLN so. Zwischen 2009, als ich zuletzt im Rennauto saß, und heute liegen Lichtjahre. Nicht nur, was die Fahrzeuge anbelangt, sondern auch die Weiterentwicklung in Sachen Sicherheit – Stichwort Code-60-Phasen. Ich halte es für vollkommen legitim und für gut, dass Fahrer, die eine Weile lang nicht auf der Nordschleife unterwegs waren, das E-Learning absolvieren müssen und sich auch zwei Rennen lang im Kleinwagen wieder einschießen.“

Alex Brundle im Interview