Vom Rohzustand zur Rennreife – Wie der Corrado in wenigen Monaten neu entstand

Es war ein harter Schlag für Jürgen Freiburg und Norbert Kraft. Bei VLN7 gab es im letzten Jahr einen folgenschweren Unfall. Dabei wurde der VW Corrado von Pioneer Fast Racing zerstört. Die Zukunft des Teams war fraglich. Doch die Sponsoren standen dem 51-jährigen Piloten sofort hilfreich zur Seite. Bei VLN3 kehrt Freiburg mit einem neu aufgebauten Auto zurück. Gegenüber den VLN.de schilderte der Sauerländerausführlich den arbeitsreichen Weg von der blanken Karosserie hin zu einem schicken Rennflitzer.

Es war für uns keine Option zu sagen, den Winter verbringen wir lieber auf dem Sofa. Ich habe immer die Einführungsrunde vor meinem geistigen Auge gesehen.
Jürgen im Interview

Das gesamte Motorumfeld wurde neu gemacht. Nur das Getriebe, die Schaltkonsole und der Motor, der 2016 komplett neu aufgebaut wurde, blieben heil. Es wurden auch einfach ein paar Sachen, Kabelbaum usw. erneuert, bzw. auf den neuesten Stand der Technik wie bei der Elektrik gebracht. Das Auto wurde zunächst komplett zerlegt, dann an den erforderlichen Stellen blank geschliffen. Die Nähte wurden nachträglich verschweißt, damit die Karosserie eine höhere Steifigkeit bekam. Dann ging das Auto Anfang November zu Wiechers-Sport nach Nienburg. Dort wurde die Sicherheitszelle eingeschweißt. 14 Tage später wurde das Auto termingerecht wieder angeliefert. Im rohen Zustand, unlackiert, wurde dann alles zusammengebaut mit allen relevanten Sachen. Fahrwerk, Karosserieteile, Achsen, der Motor wurde optimierter eingesetzt.

Anfang Januar wurde das Fahrzeug dann zur Firma Humberg Pulverbeschichtungnach Münster transportiert. Dort wurde die Karosserie sandgestrahlt und teillackiert. „Das nennt man elektrostatisches Lackieren. Da wird also nicht wie mit einer Sprühpistole nur von vorne lackiert, sondern das Auto wird elektrostatisch aufgeladen und die Farbteilchen gehen drum herum, in jede Nische und Ecke rein. Der gesamte Unterboden, Innenraum und Motorraum ist dort schon silber lackiert worden“, erklärt Freiburg.

Eine Woche lang wurden dann wieder in der Werkstatt die restlichen Arbeiten gemacht, bevor es zum VW-Zentrum nach Dortmund ging. Dann erfolgte die Lackierung aller restlichen Teile in schwarz-rot. Anfang April kam der Corrado zurück und wurde fertig zusammengebaut. Vier Wochen später, Freitag, den 4. Mai, folgte die Präsentation vor Medienvertretern erneut in Dortmund. Am gleichenWochenende ging es mit dem Auto zum VW-Treffen an den Wörthersee. Da wurde es am Stand von Pioneer ausgestellt. „Da haben wir uns die erste emotionale Belohnung abgeholt“, sagt Freiburg.

Im Anschluss wurde das Auto sukzessive auf den Renneinsatz vorbereitet. Bei Bilstein wurde das Fahrwerk abgestimmt. Spur und Sturz vermessen, die Achskomponenten aufeinander eingestellt. „Da hat sich gezeigt, dass die Arbeiten im Winter in die richtige Richtung gelaufen waren. Alles war so einstellbar, wie es sein soll“, sagt Freiburg. Dann ging es zum Motorenpartner nach Osnabrück auf den Prüfstand. „Das Auto war vorher nur fünf Minuten im Stand in der Werkstatt gelaufen, weil eine neue Elektrik reingekommen ist und noch keine neue Software aufgespielt war, wollten wir keine Probefahrt machen“, sagt Freiburg. Es musste nur ein kleines Detail nachjustiert werden. Es folgte die erste Testfahrt in Papenburg. „Das war für uns unglaublich. Wir sind nach Hause gefahren und haben uns die ganze Zeit abgeklatscht.“

VLN-Fahrer Niklas Steinhaus, der sonst einen Porsche Cayman fährt, unterstützte das Team dabei. „Er ist Mitarbeiter von Bilstein. Ich wollte eine weitere fundierte Meinung bekommen. Er sagte nachher zu mir, das Auto macht richtig Spaß.“ Es folgte die Wagenpass-Abnahme. Und der Corrado war schließlich zwei Wochen früher fertig als anvisiert. Nun liegt er bei rund 230 PS, 2-Liter-Hubraum, er hat ein Sechs-Gang-Getriebe, ist h-geschaltet, wiegt ungefähr 1.020 Kilogramm. Etwas leichter als der alte. Er hat ein modernes MDS-Fahrwerk von Billstein drin, das extra angefertigt wurde.