„Ein Winter auf dem Sofa, war keine Option“

Jürgen Freiburg ist ein echtes VLN-Urgestein. 1997 ging es los für den mittlerweile siebenmaligen Klassensieger, an seinem 30. Geburtstag feierte er seine Premiere auf der legendären Nordschleife mit einem Scirocco 2. 2007 folgte der Umstieg auf einen Corrado. VLN.de hat mit ihm gesprochen, vor seiner Rückkehr zum Lauf drei der VLN mit einem in monatelanger akribischer Arbeit neu aufgebauten Corrado.

Magazinbeitrag zum Neuaufbau

Wie kam es zum dem Entschluss den Corrado wieder aufzubauen?
Nach dem Unfall Ende September haben wir uns am Tag darauf die Schäden angeschaut. Wir haben uns gefragt, wie soll es weitergehen? Haben wir noch Lust darauf ein neues Auto aufzubauen, wie soll das aussehen? Wir waren uns schnell einig, das ist ein sehr schönes Hobby. Deshalb haben wir auch am Sonntagnachmittag den Entschluss gefasst, wir gehen das Ganze nochmal an. Zwei Tage später hat uns unser Hauptsponsor, mit dem wir seit 2009 zusammenarbeiten, nach Willich eingeladen. Als Motivationsspritze wurde uns dann ein Zwei-Jahres-Vertrag angeboten. Das gab uns Planungssicherheit. Und unser Partner hat sich wieder einen Corrado gewünscht, weil die Fans, die Streckenposten und die Medien ähnlich wie an dem Manta oder dem Calibra an dem Auto Spaß haben.

Wie ging es dann weiter?
Sonntags nach dem Unfallmeldete sich eine Familie aus dem benachbarten Hagen bei mir. Die hatte eine schon für den Zusammenbau vorbereitete Karosse und wollte helfen. Mittwochs habe ich sie mir angeguckt. Donnerstags habe ich sie abgeholt. Samstag hatten wir die schon länger geplante Saisonabschlussfeier mit Partnern, Freunden und Team. Da habe ich das Ganze zelebriert und verkündet, dass wir weitermachen. Jetzt würde uns nur noch ein Auto fehlen. Ein Kollege hat die Karosse heimlich vor das verschlossene Scheunentor geschoben. Am Ende meiner Ansprache, habe ich das Tor geöffnet und gesagt, jetzt können wir anstoßen und starten. Da war die Freude groß. Eine Woche später haben wir dann angefangen, an dem Auto zu arbeiten.

Was treibt einen dabei an? Da muss man schon ein bisschen verrückt sein, oder?
Wir sind eine private Mannschaft. Bei uns verdient damit keiner Geld. Das ist familiär. Das macht es aber auch aus. Wir hatten Freude daran das gemeinschaftlich zu machen. Wir haben eine unbeheizte Werkstatt. Und der Winter im Sauerland war lang und kalt. Am Samstagabend um 8 Uhr konnten wir nicht sagen, wir haben keine Lust mehr. Sondern wir hatten immer das Datum VLN3 vor Augen. Es war für uns keine Option zu sagen, den Winter verbringen wir lieber auf dem Sofa. Ich habe immer die Einführungsrunde vor meinem geistigen Auge gesehen. Das hat mich angetrieben, auch mal eine Stunde länger zu machen oder mal einen Sonntag dranzuhängen. Die wird für mich sehr emotional.

Was ist das jetzt für ein Corrado?
Wir sind vorher mit einem 88er-Modell zehn Jahre unfallfrei gefahren, das ist jetzt ein 93er-Baujahr. Übrigens: An diesem Wochenende feiern die Corrado-Klubs aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden das 30-jährige Erscheinen dieses Autos. Alle sind drei Tage lang auf dem Campingplatz am Nürburgring. Es haben sich 140 Corrados angemeldet und die besuchen uns auch beim ersten Rennen.

Wieviel Zeit habt ihr investiert?
Da ich die Frage erwartet habe, weil die kam immer bei den Messen, wie in Essen, wo wir Jahre lang ausgestellt haben, kann ich das beantworten. Wir haben die eigenen Arbeitsstunden bis zur Präsentation gezählt. Da lagen wir bei 1.100 Stunden. Wir hatten einen Pool aus sechs Personen, die abwechselnd in Zweier- oder Dreier-Teams inklusive mir gearbeitet haben. Jeder hatte sein Gebiet.

Bilstein hat sich für Euch eine besondere Aktion ausgedacht…
Wir wollen um elf Uhr vor der Box stehen und dann ziehen wir die T-Shirts mit der Aufschrift „Legends never give up“ und einem Foto vom Auto an. Die Shirts werden wir auch vorher dem einen oder anderen Sportwart oder dem Aufsichtspersonal, das uns über Jahre begleitet hat, als Dankeschön in die Hand drücken. Die Geschichte rührt daher, die haben früher einen Aston Martin gesponsert, der ist verunfallt. Er wurde zusammengeklebt, die Bilder waren eigentlich nicht schön. Dann hat der Marketingleiter gesagt, genau das machen wir jetzt, wir machen eine Headline in unserem Magazin „Legends never give up“ und zeigen das zerfledderte Auto.

Du wirst den 60. ADAC ACAS H&R-Cup im Alleingang bestreiten…
Der Norbert Kraft ist aus freien Stücken ausgeschieden. Er hat ein eigenes Projekt. Er hat sich einen M3 e30 gekauft vor ein paar Jahren als Gruppe A-Auto von Peter Heinrich. Ich werde also die ersten Male alleine fahren. Das ist ambitioniert, ich guck mal, wie man da so durchkommt. Ich habe das 2010 in der VLN fünf Mal gemacht und habe das noch in anstrengender Erinnerung.