„So lange die Uhr stimmt, fahre ich weiter Rennen“

Rudi Adams ist eine Galionsfigur der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring. Der 56-Jährige kann auf insgesamt 27 Klassensiege in der populären Breitensportserie zurückblicken. In der Saison 2018 kehrt er in die leistungsstärkste Klasse, die SP9, zurück. Für Walkenhorst Motorsport pilotiert er zusammen mit Henry Walkenhorst und Andreas Ziegler einen BMW M6 GT3. VLN.de hat ihn zu seinen Anfängen im Motorsport und seinen Zielen für die Zukunft befragt.

Wie kam es zu deinem Engagement im M6 GT3?
„Ich fahre ja schon über 20 Jahre VLN. Im späten Alter bin ich in den Genuss gekommen, dass ich einen Sponsor habe, der mich dieses Jahr unterstützt. Nach langem Suchen sind wir letztlich vor zwei, drei Wochen bei Henry Walkenhorst gelandet. Ich habe ihn angerufen und ihn gefragt, wie sieht es aus? Ich habe die Summe X zur Verfügung. Und dann hat er direkt gesagt, du fährst bei mir auf dem M6 GT3.

Was rechnest du dir aus für 2018?
Die GT3-Klasse ist ja aufgeteilt worden in drei unterschiedliche Kategorien. Wir sind alle Bronze-Fahrer. Wir werden in der Masters-Klasse fahren. Mein Ziel ist es immer, die Klasse zu gewinnen. Um die goldene Ananas zu fahren, da habe ich keine Lust drauf. Wenn ich mich in ein Auto reinsetze, dann will ich auch gewinnen.

Du steigst von einem BMW M235i, einem Cup-Auto in einen GT3 um. Wird dir die Umstellung schwerfallen?
Ich bin ja schon mal vier Jahre GT3 gefahren. Ein Jahr auf einem BMW Z4 und die restlichen Jahre auf einem McLaren. Ich weiß, was mich erwartet. Die Technik ist fortgeschritten. Ich gehe davon aus, dass sich der M6 anders fahren lässt. Der McLaren war eine richtige Zicke. Da musste man immer auf der Hut sein, dass irgendwas passiert, das Heck ausbricht zum Beispiel. Er war sehr schwer zu fahren. Ich gehe davon aus, dass der M6 einfacher zu handeln ist. Trotzdem muss ich mich da erst mal ran tasten. Für mich fängt die Saison erst nach dem 24-Rennen an.

Konntest du den M6 GT3 schon testen?
Ich hätte diese Woche auf der Strecke in Paul Ricard testen können, das hat sich aber aus beruflichen Gründen leider nicht ergeben. Ich steige nächste Woche ein und dann geht es direkt zur Sache.

Man nennt dich Mister Rain. Wie kam es dazu?
Die Nordschleife im Regen, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Da sieht man, wer die Strecke kennt und wer das Fahrzeug beherrscht. Im Trockenen ist das Feld eng zusammengerückt. Im Nassen sieht man schon, wer fahren kann. Ich arbeite ja bei Pirelli und teste viel. Sobald es nass ist, bin ich auf der Nordschleife. Da fahre ich lieber. Das ist immer ein Ritt auf der Rasierklinge. Obwohl beim ersten Rennen mit dem M6 würde ich mir eine trockene Strecke wünschen. Ich möchte das Auto kennenlernen.

Du bist als Reifentechniker bei Pirelli beschäftigt. Inwieweit hilft dir das bei den Rennen?
Ich weiß, wie ein Reifen funktionieren sollte. Ich kann ein Auto recht gut abstimmen. In Sachen Fahrwerk und so weiter habe ich ein gutes Händchen. Als Reifentechniker bin ich immer von der ersten Sekunde an dabei, angefangen bei den Prototypen bis hin zum endgültigen Produkt.

Du bist erst mit 34 Jahren als Rennfahrer zur Nordschleife gekommen. Was war vorher?
Ich fahre seit meinem 14. Lebensjahr Rennen. Mit Motocross habe ich angefangen. Das habe ich 16 Jahre gemacht. Dann habe ich eine kleine Motorsport-Pause gehabt. Dann habe ich zwei Jahre am Nürburgring im Fahrsicherheitszentrum gearbeitet. Durch meinen damaligen Chef bin ich von zwei auf vier Räder umgestiegen. Leider etwas zu spät. Ich möchte aber nichts davon missen. Beim Motocross war ich immer auf mich alleine gestellt. Hier musst du jetzt das Auto abstimmen, mit einem Team zusammenarbeiten. Das muss alles Hand in Hand gehen, das ist schon klasse.

Ist die Nordschleife das Nonplusultra?
Ich bin noch keine andere Rennstrecke als die Nordschleife gefahren. Es gibt keine schönere Strecke, keine die dem Fahrer mehr abverlangt und mehr Herausforderungen hat. Ich wäre aber gerne mal in Spa und in Bathurst gefahren.

Als Privatier misst du dich bei der VLN auch oft mit Profis. Ist das ein Anreiz, so einen zu schlagen?
Ja, klar. Die sitzen doppelt so viel im Auto wie unsereiner. Wenn ich so einen mal ärgern kann, natürlich macht das Spaß und auch stolz.

Du bist jetzt 56 Jahre alt. Ist das eher ein Vorteil oder ein Nachteil? Wie lange willst du noch Rennen fahren?
Auf der Nordschleife spielt die Erfahrung schon eine große Rolle, die man in all den Jahren gesammelt hat. Da muss man auch mal ein, zwei Kurven warten, bis man sich sicher ist, jemanden überholen zu können. So lange die Uhr noch stimmt, würde ich gerne weiter Rennen fahren.