„Ferrari ist für mich wie Familie“

Das Wochenspiegel Team Monschau um Georg Weiss, Jochen Krumbach und Oliver Kainz feierte beim dritten Lauf der VLN mit dem Ferrari 488 GT3, eingesetzt von Rinaldi Racing, den ersten Gesamtsieg. racing news sprach mit Teameigner Weiss.  

Endlich gab es den ersten Sieg in der VLN für das Wochenspiegel Team Monschau. Haben Sie das schon verarbeitet?
Das ging schnell. Das hatte ich schon am Tag des Rennens verarbeitet. Ich habe die Heimfahrt genossen und mir dabei alles nochmal durch den Kopf gehen lassen. Wir haben ja erst vor einem halben Jahr das Team und die Marke gewechselt. Wir hätten ja auch vom Regen in die Traufe kommen können. Seit dem 24h-Rennen läuft es. Wir haben im Nachhinein alles richtig gemacht. 

Sie sind zweimal durch Unfälle ausgefallen. Platz sieben beim 24h-Rennen am Nürburgring war das erste Ausrufezeichen. Was haben Sie in letzter Zeit verändert?
Eigentlich haben wir nichts verändert. Der erste Unfall war komplett unverschuldet. Wenn dir einer in der Gelbphase mitten auf das Auto drauf rauscht und dich komplett aus der Bahn wirft, dann kann man da nichts dran ändern. Da kann man nur sagen, die jungen Wilden. Ein erfahrener Fahrer wäre nicht so dicht rangefahren, um so etwas eben zu vermeiden. Bei dem zweiten Unfall war ich in Ägypten im Urlaub und bin gerade gelandet, und dann kam die Hiobsbotschaft. Das war nicht schön. Wir hatten vorhergesagt, egal, was passiert, ihr bringt das Ding nach Hause. Das ist leider ganz anders gekommen. Als ich das Video gesehen habe, habe ich mit dem Kopf geschüttelt und gedacht, wie geht so was? Das war ein herber Schlag. Das Auto war noch mehr zerstört, als beim ersten Unfall. Wir hatten inklusive Ostern dann nur 14 Tage Zeit, es für das 6h-Rennen wieder aufzubauen. Das wurde in Maranello in Windeseile erledigt und da haben Ferrari und Rinaldi Racing einen tollen Job gemacht. Wieviel Herzblut die da reingesteckt haben, das hatte ich in der Form noch nicht erlebt. Da fühle ich mich wie in einer Familie. Da ist der Kunde keine Nummer.

Was war denn nach so langer Wartezeit das Geheimnis des Erfolges?
Man legt sich vorher eine Taktik zurecht. Das Team hatte uns ein Auto dahin gestellt, das einwandfrei lief. Nach dem 24h-Rennen am Nürburgring ist das Auto nach Hause gegangen, da haben wir, ich sage das mal überspitzt, nochmal einen halben Liter Öl nachgefüllt. Aber an dem Auto ist gar nichts gewechselt worden, kein einziges Teil.  

Sie sind mit dem Ferrari ein schöner Farbtupfer im Feld. Es gab im Internet viel positive Resonanz nach dem Sieg. War die Entscheidung zu wechseln also richtig?  
Die Entscheidung von Porsche wegzugehen hatte mehrere Gründe. Wir haben auch schon bei Audi und bei Mercedes-AMG zum Gespräch gesessen. Beides sind tolle Autos, aber für mich waren das nie richtige GT-Fahrzeuge. Es blieb also nur noch Ferrari übrig. Dann haben wir letztes Jahr bei VLN 8 ein Testrennen bestritten, das ist gut verlaufen, wir haben das Rennen als Neunter beendet. Das hat mich überzeugt. In der VLN ein Auto zu haben, ist für Ferrari sicher auch eine große Bereicherung. Und es werden noch andere Ferraris kommen. Ich habe von Porsche nie einen Brief bekommen für eine gute Platzierung, aber Ferrari hat mir direkt ein Dankesschreiben geschickt. Das sind Dinge, wo ich sage, jawohl wir sind angekommen. 

Was zeichnet denn den Ferrari als Auto aus? Kann man das in Worte fassen?
Zunächst mal sind ja alle Autos gleich. Der Porsche fuhr uns nicht weg auf der Geraden. Aber er ist besser und angenehmer zu fahren, da wo man mit dem Porsche auf der letzten Rille fährt, braucht man das mit dem Ferrari nicht so. Das Auto tut das, was man ihm sagt. Wenn man ein bisschen grob mit ihm umgeht, dann schluckt es das auch. Aber, auch was Bilstein mit dem Fahrwerk gemacht hat, das war Klasse.

Sie wissen jetzt wie es funktioniert, was dürfen wir von Ihnen in dieser Saison noch erwarten?
Eine Fliege macht noch keinen Sommer. Es kommt bestimmt im Laufe der Saison wieder der eine oder andere Mercedes und BMW dazu, mit anderen Fahrerbesetzungen, mit Profis. Da weiß ich nicht, ob wir denen Paroli bieten können. Schön wäre es, ich würde es mir wünschen. Aber, da muss man auch Realist sein, um zu sagen, als Amateure werden wir da wenig Chancen haben. Das wird dann schwierig.