Peter Dumbreck erzielt auf der Nordschleife einen neuen Rekord im Elektro-Sportwagen

Peter Dumbreck, seit vielen Jahren mit dem Falken-Team in der VLN am Start, ist auf der Nordschleife im Nio EP9 eine neue Bestzeit für Straßenautos gefahren. Das Besondere: Bei dem chinesischen Supersportler, der in Kleinserie produziert wird, handelt es sich um ein Elektromobil. Dessen Eckdaten lassen aufhorchen: vier Elektromotoren, insgesamt 1.360 PS, viermal 1.480 Nm Drehmoment, 313 km/h Top-Speed und ein stolzer Preis von 1,48 Millionen Dollar. Im Interview mit VLN.de spricht Dumbreck über seine Rekordfahrt, die Entwicklung von Elektroautos und die Unterschiede zum VLN-Rennwagen.

6:45,9 Minuten für die 20,8 Kilometer lange Nordschleife – der Nio EP9 ist das schnellste Straßenauto in der „Grünen Hölle“. Wann dachtest Du, das kann ein Rundenrekord werden?
Ich bin insgesamt vier Runden gefahren. In jeder Runde konnte ich immer ein bisschen mehr pushen, nachdem ich wusste, wo ich auf der Strecke den besten Grip habe. Vor der dritten Runde haben wir am Auto noch einige kleine Veränderungen vorgenommen. Die dritte Runde war schon wirklich gut; mir war klar, dass ich schneller als 6:50 Minuten fahren kann. Leider hatte ich auf der Döttinger Höhe ein Problem mit den Batterien und konnte die Runde nicht zu Ende fahren. Die Auswertung der Daten zeigte aber, das ich 6:48 Minuten geschafft hätte. In meiner letzten Runde bin ich dann noch ein bisschen mehr Risiko eingegangen, um Zeit zu gewinnen. Ich freue mich für das Team, dass wir es am Ende des Tages noch geschafft haben. Nur fünf Minuten, nachdem ich aus dem Auto gestiegen war, fing es an zu regnen.

Wäre, bei entsprechend mehr Runden, eine noch bessere Zeit drin gewesen?
Der große Unterschied zwischen dem Straßenauto Nio und einem VLN-Rennwagen ist, dass man das Set-up nicht verändern kann, um schneller zu werden. Ich musste die richtige Balance finden, um so schnell wie möglich zu fahren, ohne gleichzeitig zu viel Risiko einzugehen. Ich hatte nur vier Runden, um die Bestzeit zu erreichen, und habe mich von 7:01 Minuten auf 6.45 Minuten gesteigert. Ich denke schon, dass es noch schneller geht. Aber, wer schafft schon die perfekte Runde auf der Nordschleife?

Du fährst in diesem Jahr einige VLN-Rennen im Falken-BMW M6 GT3. Wo liegen die Unterschiede zwischen dem GT3 und dem Nio?
Beim Nio EP9 gibt es weniger Motorlärm und weniger Gangwechsel, das sind die großen Unterschiede zum BMW M6 GT3. Der Nio ist einfacher zu fahren, beim Start aber gewöhnungsbedürftig. Sobald du das Gaspedal betätigt hast, heißt es nur noch beschleunigen, bremsen und lenken. Das Set-up des M6 ist für die Nordschleife ausgelegt, das Auto absorbiert die Bodenwellen besser, und die Aerodynamik hält das Auto gut auf der Straße. Der Nio verfügt über eine sehr hohe Steifigkeit, damit du mit dem Gewicht von 1.735 Kilogramm klarkommst. Das macht es für den Fahrer auf den schnellen welligen Abschnitten der Strecke aber schwer, das Fahrzeug zu kontrollieren.

Keine Schaltung bedeutet: keine Motorbremse. Wie schwierig war das für dich zu handhaben?
Die Bremsen des Nio sind hervorragend, zum Teil wegen des enormen Anpressdrucks, den er entwickelt. Die Geschwindigkeiten in den Kurven sind beim Nio im Vergleich zu einem GT3-Auto ähnlich. Aber der zusätzliche Push aus der Kurve heraus bringt das Elektroauto viel schneller auf eine höhere Geschwindigkeit. Deshalb habe ich in mittelschnellen und schnelleren Kurven manchmal zu hart gebremst.

Könntest Du Dir vorstellen, auf der Nordschleife Rennen im Elektroauto zu fahren?
Ich denke, bis dahin bedarf es noch eine Menge Entwicklungsarbeit in der Batterietechnologie. Es wurden in den letzten Jahren aber schon einige große Fortschritte gemacht. Vielleicht wird es bald möglich sein, einen Rennwagen mit Batterieantrieb zu haben, der in der Lage ist, einen einstündigen Stint mit einem angemessenen Tempo zu absolvieren. Bis dahin werde ich wahrscheinlich im Ruhestand sein, aber ich werde die Entwicklung genau verfolgen.

Du fährst nächste Woche das 24h-Rennen auf dem Nürburgring. Wie wird es für dich sein, wieder in deinem gewohnten Rennauto auf der Nordschleife zu fahren?
Ich bin es gewohnt, aus dem einen Auto aus- und in das andere einzusteigen. Jedes Auto ist ein bisschen anders zu fahren, aber die Umstellung ist kein Problem. Der Nio ist sicher der größere Schritt in die Zukunft.