Lena Strycek – die schnellste Frau des Jahres im Interview

Sie ist 26 Jahre jung und hat die Motorsport-affinen Gene ihres Vaters geerbt: Lena Strycek. Sie studiert Motorsport-Management und sitzt zudem auch noch mit voller Leidenschaft im Renncockpit – bisher in der Regel in dem eines Opels. Nach GLP und RCN – in der RCN gewann sie die Junior-Wertung und zwei Jahre in Folge die Ladys Trophy – probierte sie sich Ende 2014 erstmals in der VLN. In den vergangenen zwei Jahren war sie bei jedem VLN-Lauf in einem Opel Astra OPC Cup am Start. Im Jahr 2016 in einer ganz besonderen Konstellation. Lena ging gemeinsam mit Bruder Robin und Vater Volker auf der Nordschleife auf Zeitenjagd – die ‚Familienkutsche’ überzeugte auf ganzer Linie. Nach vier Siegen und drei zweiten Plätzen in der Cup1-Klasse sammelte Lena Strycek so viele Punkte, wie keine andere Frau in der VLN-Saison 2016. Im Interview blickt sie auf ihr bisher erfolgreichstes Motorsport-Jahr zurück.

Lena, Ihr Vater schrieb in einem Blog, dass er vor Saisonbeginn so nervös war, wie zuletzt im Jahr 1984, als er kurz vor dem Gewinn des DTM-Titels stand. War es für Sie eine ähnlich emotionale Angelegenheit?
Lena Strycek: „Definitiv. Natürlich ist es etwas ganz Besonderes mit deinem Bruder und deinem Papa zusammen auf einem Auto zu fahren. Man ist Familie, aber auch gleichzeitig Teamkollege. Als Familie harmonieren wir ohnehin schon immer sehr gut, was sich auch in der gemeinsamen Arbeit ausgezahlt hat. Weil man sich eben so gut kennt, fällt es einem viel leichter seine Vorstellungen zu vermitteln oder sein Gegenüber zu verstehen. Dieses Auto ist für uns in jeder Beziehung ganz speziell. Wir haben es gemeinsam aufgebaut, haben so viel Herzblut investiert und es einfach lieben gelernt. Wenn du dann auch noch zusammen fährst, Klassensiege feierst und einen Riesenspaß dabei hast – das ist einfach der absolute Hammer!“

Sie sind zwar außerhalb der Cup-Wertung gefahren, haben die Saison aber nichtsdestotrotz als die beste Frau des Jahres absolviert. Bedeutet Ihnen diese Auszeichnung etwas? Oder könnten Se auf die Unterscheidung Frau, Mann gerne verzichten?
„Ich habe das lange Zeit gar nicht gewusst, umso mehr habe ich mich gefreut, als ich es erfahren habe – richtig cool. Das war jetzt aber gar nicht das Ziel. Wir wollten einfach eine saubere Saison fahren und möglichst in allen Rennen ins Ziel fahren. Dass wir im Team nun 20. in der VLN-Meisterschaft geworden sind und ich die erfolgreichste Frau bin, ist das Tüpfelchen auf dem i – der absolute Knaller! Insgesamt ist dieses Frauen-Männer-Ding aber schon manchmal sehr nervig. Wenn man im Auto sitzt, hat man seinen Rennanzug an und seinen Helm auf dem Kopf, kein Mensch sieht, ob da jetzt ein Mann oder eine Frau fährt. Du musst genauso Gas geben, Mut, Herzblut und Cleverness beweisen, um schnell zu sein. Nur das zählt und hat mit dem Geschlecht nichts zu tun.“

Ihre Schnelligkeit haben Sie bereits mehrfach unter Beweis gestellt. War 2016 aus Ihrer Sicht eine blitzsaubere Saison?
„Mehr als blitzsauber, da wir weit über unseren Erwartungen die Saison abgeschlossen haben, auch wenn wir VLN 6 aufgrund Turbolader-Schaden im Qualifying nicht starten konnten. An dieser Stelle ein großes Dankeschön für das Engagement unserer Freunde im Team.“

In welcher Reihenfolge tritt die Familie denn eigentlich auf der Nordschleife ihren Dienst an?
„Papa ist ja Doppelstarter, war ja auch im Manta regelmäßig im Einsatz und fährt mit diesem den Start. In der Regel war es so, dass deshalb Robin begonnen hat, ich den Mittelstint absolviert habe, bevor Papa den Schlussstint übernommen hat.“

Wer bewegt die Familienkutsche denn am schnellsten?
„Immer noch Papa. Aber Robin und ich kommen ihm immer näher und geben unser Bestes, ihn möglichst bald zu schlagen.“

Und wie sieht der Plan im kommenden Jahr aus?
„Im Moment ist alles offen. Wir würden gerne nochmal in ähnlicher Konstellation in der VLN antreten. Aber mein Bruder und ich sind durch das Studium schon sehr eingebunden, es wäre trotzdem schön, wenn es sich realisieren ließe.“