Matthias Unger: „Das ist eine Sensation!“

Sie haben es wieder geschafft: Das Team Pixum Adrenalin Motorsport erhielt bei der 54. BMW Sports Trophy nach 2014 erneut die Trophäe für das erfolgreichste Privatteam des Herstellers. Für Teamchef Matthias Unger ein großer Erfolg. Wir haben mit dem Kopf der Mannschaft aus Heusenstamm über die Auszeichnung, das vergangene und das kommende Jahr gesprochen.

Zum zweiten Mal in Folge hast du mit deinem Team bei der BMW Sports Trophy den Preis als bestes Privatteam der Welt erhalten. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?
Matthias Unger: Sehr viel. Das ist schließlich die höchste Auszeichnung, die man als BMW-Team bekommen kann. So richtig greifbar ist diese für mich aber nicht. Ich fühle mich jetzt nicht, als ob ich der Beste der Welt wäre. Es ist ein spezielles Punktesystem und wir optimieren nicht auf das Punktesystem, sondern sorgen mit guten Fahrern, guten Fahrzeugen, gutem Material und einer guten Strategie dafür, dass wir immer das Beste aus jedem Rennen holen. Wer dort am Ende am die meisten Zähler gesammelt hat, bekommt dann diese wichtige Auszeichnung. – und das haben wir nun zwei Mal geschafft.

Wie viele Autos hattest du denn im Jahr 2015 im Einsatz und wie lautet das Erfolgsrezept?
Unser Vorteil ist, dass wir starke Fahrer in allen Cockpits haben, in VLN und RCN in verschiedenen Klassen antreten und eigentlich in allen immer Podiums-mäßig unterwegs sind. Von mir waren immer mindestens fünf, in den meisten Fällen sogar sechs Autos – zwei Z4, einen 325i und drei M235i – bei der VLN am Start. Dazu kommen noch die Starts beim 24h-Qualifikationsrennen und 24h–Rennen. Ich fahre bewusst nur auf dem Nürburgring. Für mich ist die Nordschleife die Rennstrecke, welche die Herausforderung schlechthin darstellt und den meisten Fahrspaß bietet. Andere Strecken reizen mich nicht so stark. Grand-Prix Strecken bleiben immer gleich, während die Nordschleife mit dem Eifelwetter immer wieder eine neue Herausforderung ist. So ähnlich denken auch meine Fahrer. Die sind unter anderem an Bord, weil wir eben auf dem Nürburgring fahren und hier immer Siegchancen haben.

Bei aller Freude über die Auszeichnung. Ärgert es ein wenig, dass es zu einem VLN-Titel nicht gereicht hat?
Das ist uns bisher einfach irgendwie verwehrt worden. Es war einfach immer einer dabei, der konstanter gepunktet hat und das Quäntchen mehr Glück hatte, als wir. Das Schöne ist ja, dass die BMW Sports Trophy immer ganz am Ende des Jahres stattfindet. Selbst wenn es dann mit dem Cup-Sieg oder der VLN-Meisterschaft nicht geklappt hat – wir treten ja an, um diese Titel zu gewinnen – gibt es noch dieses versöhnliche i-Tüpfelchen. Die Trophäe ist eine tolle Geschichte, die einen zusätzlich noch mal motoviert.

Sechs deiner Fahrer gehörten zu den besten 24 BMW-Privatfahrern weltweit, Christian Büllesbach steht in diesem Ranking ganz oben. Was zeichnet ihn aus?
Dass sechs Fahrer dabei waren, damit haben wir nie im Leben gerechnet. Das ist wirklich eine Sensation. Christian ist der Vorzeige-Privatfahrer, der mit extremen Engagement Sponsoren akquiriert, die ihn unterstützen. Er hat das aus dem unbedingten Willen heraus auf die Beine gestellt, stand früher an der Strecke als Zuschauer, dann als Streckenposten und später als Mechaniker bei diversen Teams und hat sich somit ehrgeizig hochgearbeitet. Er ist ein sehr guter Fahrer, der niemals abhebt, schnell fährt aber als oberste Priorität das Ankommen hat. Er fährt nach dem Motto „To finish first you have to finish first“ Das hat sich für ihn ausgezahlt.

Du selber verzichtest inzwischen auf den Fahrerjob. Wie schwer ist es für dich, nur noch am Rand zu stehen?
In der Saison 2014 bin ich noch gefahren. Ich habe aber gemerkt, dass sich das als Teamchef von fünf oder sechs Autos nur sehr schwer vereinbaren lässt. Man kann sich nicht richtig auf eine Sache konzentrieren. Ich bin ins Auto gestiegen, war bis zu diesem Zeitpunkt mit dem Kopf noch voll bei den Mechanikern. Während der Fahrt wurden dann teilwiese über Funk noch Sachen besprochen. Danach kommen dann wieder die Mechaniker zum Zug. Das war einfach nicht optimal. Ich bin einfach der Kopf des Ganzen, leite alles und bilde meine Fahrer aus. Eigentlich wollte ich 2015 auch noch fahren, habe das aber nicht gemacht. Ich habe dabei gemerkt, dass ich auf meine Fahrer so stolz bin und mich über Erfolge genauso freue, als ob ich selbst am Steuer gesessen hätte. Ich bin vor den Rennen genauso aufgeregt, wie meine Fahrer und fiebere während des Rennens voll mit. Das befriedigt mich extrem, ich vermisse überhaupt nichts. Ich habe gute und nette Fahrer, mit denen die Zusammenarbeit einfach Spaß macht.

Wie sieht es denn für das kommende Jahr aus? Wie viele und welche Autos wirst du einsetzen?
Im Prinzip ist es genauso wie 2015. Ich habe vier BMW-Cup-Autos. Davon sollen immer mind. drei am Start sein. Insgesamt möchte ich immer sechs Autos am Start haben. Dazu kommt ein Porsche Cayman in der Klasse V5. Den habe ich gekauft, weil der Z4 in der Klasse einfach nicht mehr konkurrenzfähig ist. Ich will meinen Fahrern aber ein Auto bieten, das auch auf dem Papier gewinnen kann, deshalb versuchen wir es notgedrungen mit dem Porsche.

Wie sieht es denn bei den Fahrerplätzen aus? Dir sollte es doch leichtfallen, ausreichend Fahrer zu bekommen. Stehen die nicht Schlange?
Schon seit letztem Jahr als „bestes BMW Privat Team“ haben wir mehr Anfragen bekommen und die freien Plätze werden immer weniger. Bei Pixum Team Adrenalin Motorsport gibt es gute Fahrzeuge, gutes Material und gute Betreuung. Die meisten meiner Stammfahrer haben bereits für die kommende Saison zugesagt. Ich bin gut aufgestellt, ein paar Plätze sind aber noch frei und ich würde mich über die ein oder andere Verstärkung freuen.