Zwillinge im Geschwindigkeitsrausch

Es war ein verdammt schnelles Teilnehmerfeld, das sich am Tag der Deutschen Einheit beim achten VLN-Lauf an den Start begab. Favoriten gab es viele. Besonders unter den Teams mit Werksunterstützung. Nach vier Stunden Rennzeit aber überquerte eines der wenigen Privatteams „Twin Busch Motorsport“ unter den hochmotorisierten GT3-Boliden die Ziellinie als Sieger: die Busch-Zwillinge in ihrem Audi R8 LMS ultra. Dennis und Marc Busch stellten am 3. Oktober einmal mehr unter Beweis, dass sie extrem schnell unterwegs sind. Das Brüderpaar tastete sich über Jahre nach und nach an die Tücken der Nordschleife und die Spitzenklasse heran und ist inzwischen in der Top-Liga der VLN-Piloten angekommen. Beim 55. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen feierten sie ihren zweiten Gesamtsiegsieg. Dennis Busch: „Sich als kleines Privatteam gegen diese starke Konkurrenz durchzusetzen, das ist schon etwas ganz Besonderes und macht einen stolz.“ Angst vor großen Namen haben die Zwillinge zumindest nicht, ganz im Gegenteil: „Je größer die Konkurrenz ist, desto schöner ist es. Ein hochklassiges Starterfeld freut uns und spornt zusätzlich an.“

Das Brüderpaar versteht sich im Cockpit blind. Seit ihrem Einstieg in die VLN im Jahr 2007 bilden die Zwillinge ein Team – einzige Ausnahme war die Saison 2012. Beide unternahmen vor rund 20 Jahren ihre ersten Motorsport-Schritte im Kart. „Unser Vater hat uns eines gekauft und wir haben erst mal ein paar Runden im Hof gedreht“, erzählt Dennis Busch. „Dann haben wir an diversen Meisterschaften teilgenommen.“ Im Jahr 2002 war die klassische ‚Grundausbildung‘ für Motorsportler beendet. Die Brüder wechselten vom Kart in einen Toyota Yaris und versuchten sich im damaligen Markenpokal bis zur Einstellung der Serie im Jahr 2006. Bei der Suche nach einer neuen Herausforderung fiel der Fokus schnell auf die VLN. Dennis Busch: „Die Serie passte gut in unser damaliges Budget. Außerdem waren wir gerade 18 Jahre alt geworden, durften also starten.“ Ihr erster Einsatz in einem Ford Puma hinterließ bleibende Spuren: „Wir waren von der Nordschleife und der Serie auf Anhieb total begeistert und sind ihr deshalb bis zum heutigen Tag treu geblieben.“

Im Laufe der Jahre sammelten die Brüder Erfahrungen in der SP2-Klasse mit dem Puma, im Seat Leon Markenpokal und in der Porsche-Cup-Klasse. Dennis Busch: „Ich finde, dass das eine tolle Klasse ist. Da kann man relativ preisgünstig Motorsport erleben.“ Doch mit der wachsenden Erfahrung stiegen auch die Ziele der Zwillinge. Nichts Geringeres als der VLN-Gesamtsieg wurde im Jahr 2011 ins Visier genommen. Um die Chancen auf diesen zu erhöhen, ergatterten die Brüder einen Porsche 911 und gingen mit diesem in der Klasse SP7 an den Start. An sechs Läufen nahmen sie teil, belegten jeweils einmal den ersten und den zweiten Platz. Der große Erfolg blieb jedoch aus und der Wunsch nach einem GT3-Auto wurde immer stärker. Um sich an die hochmotorisierte Klasse heranzutasten, absolvierten sie bei Timbuli-Racing die Saison 2012 in einem Porsche 911 GT3 R 997 – das erste und bisher einzige Mal in getrennten Cockpits. Die Klasse imponierte und die Brüder entschieden sich kurzer Hand dazu, sich ein eigenes GT3-Fahrzeug zu beschaffen: einen Audi R8 LMS ultra mit dem sie am 12. Oktober 2013 ihren ersten Gesamtsieg feierten. Dennis Busch: „Mit diesem Wagen sind wir sehr glücklich. Die Einsatzkosten sind überschaubar. Wir haben unheimlich Spaß mit dem Audi, besonders in den Kurven. Er hat viel Abtrieb und manche Streckenabschnitte auf der Nordschleife macht dieser Wagen durch seine Fahreigenschaften noch einmal doppelt so schön.“

Die aktuelle VLN-Saison ist die bisher erfolgreichste der Zwillingsbrüder. Bei den vergangenen drei Einsätzen belegten sie den sechsten, den dritten und nun den ersten Platz. Eine beachtliche Bilanz, die bei den ausstehenden beiden Läufen des Jahres weiter aufgebessert werden und in der kommenden Saison nach Möglichkeit eine Fortsetzung finden soll. „Wir planen aber nie weit im Voraus. Wir müssen immer sehen, wie es zeitlich und finanziell hinhaut. Wir sind ein Privatteam. Jeder bei uns hat einen Beruf und betreibt den Motorsport nur als Hobby, aber mit großer Leidenschaft. Umso schöner, dass sich alle so engagieren und wir Erfolge feiern können.“