Wann schlägt die Stunde der ‚Nächsten Generation‘?

Die Sommerpause der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring neigt sich dem Ende. Nach sieben Wochen beschaulicher Ruhe in der ‚Grünen Hölle‘ dröhnen am kommenden Samstag endlich wieder die Motoren. Der 40. ADAC Barbarossapreis läutet das letzte Saisondrittel der populärsten Breitensportserie Europas ein. Mehr als 210 Nennungen sind für den siebten von neun Läufen eingegangen. „Das ist für unsere Veranstaltung ein neuer Rekord“, freut sich Günther Spann, Vorsitzender des veranstaltenden MSC Sinzig. Die Beliebtheit der Nordschleifen-Serie wächst auch im 32. Jahr nach ihrer Gründung. Verantwortlich dafür ist unter anderem die Vielzahl neuer Topfahrzeuge, die um den Sieg kämpfen. Audi, Corvette, Ferrari und Co. schicken sich an, die Porsche-Dominanz an der Spitze des Feldes zu brechen. Zwar haben die Zuffenhausener einen ordentlichen Entwicklungsvorsprung, die Konkurrenz schläft jedoch nicht und es drängt sich die Frage auf: Wann schlägt die Stunde der ‚Nächsten Generation‘?

Stefan Kissling (Schuld) und Hannu Luostarinen (Finnland) haben mit der Chevrolet Corvette von Kissling-Motorsport beim letzten Lauf gezeigt, in welche Richtung die Entwicklung geht. Sieben Renneinsätze hat das Duo mit dem bulligen US-Sportler aus der Eifel bestritten. Beim 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen verpasste das Team das Podium mit Platz vier nur knapp. Ganz so weit sind Jürgen Oppermann (Schweiz) und Otto Altenbach (Leverkusen) mit ihrem Ferrari 430 GT II noch nicht. Nach zwei Rennen auf der 24,433 Kilometer langen Kombination aus Nürburgring Kurzanbindung und Nordschleife sind die beiden Altmeister von den Rundenzeiten her auf dem richtigen Weg. Allerdings ist es um die Zuverlässigkeit des Ferrari noch nicht besonders gut bestellt. Oppermann/Altenbach haben mit Kinderkrankheiten zu kämpfen und schieden zuletzt mit einer defekten Antriebswelle aus. Die vielbeachtete Premiere des spektakulären Audi R8 von Michael Düchting (Paderborn), Dennis Rosteck (Porta Westfalica) und Horst von Saurma (Stuttgart) beim 6h-Rennen endete nach nur sieben Runden ebenfalls aufgrund einer defekte Antriebswelle – Gut Ding will Weile haben.

Auch wenn sie nicht zur „Nächsten Generation“ zählen, konnten beim 6h-Rennen zwei Teams auftrumpfen, die trotz leistungsmäßiger Defizite mit fahrerischen Höchstleistungen jederzeit für einen Podiumsrang gut sind. Claudia Hürtgen (Aachen) und Stian Sorlie (Norwegen) fuhren bei wechselnden Witterungsbedingungen im BMW Z4 M Coupé von Schubert-Motorsport mit konstant schnellen Rundenzeiten und der richtigen Strategie auf den hervorragenden zweiten Platz. Dahinter kämpften sich Andreas und Ralf Schall (beide Dornstadt) und Volker Strycek (Dehrn) mit dem betagten Opel Astra V8 Coupé aus der DTM bis auf Rang drei nach vorne.

Die Porsche-Fraktion hat das Zepter noch in Händen, allen voran Manthey-Racing. Der Rennstall aus Meuspath am Nürburgring sicherte sich beim 6h-Rennen den vierten Saisonsieg. Beim 40. ADAC Barbarossapreis wird die Stammbesetzung im Porsche 911 GT3 RSR, Marcel Tiemann (Monaco) und Arno Klasen (Karlshausen), von Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard (Dittweiler) unterstützt. Im neu aufgebauten Porsche von Land-Motorsport greifen beim siebten Lauf Marc Basseng (Leutenbach) und Frank Stippler (Bad Münstereifel) ins Lenkrad. Das erfolgverwöhnte Team aus dem Westerwald hat Nachholbedarf, denn in den letzten beiden Jahren war Land mit jeweils fünf Siegen die erfolgreichste Porsche-Equipe der Meisterschaft. 2008 trugen sich Basseng und Johannes Stuck (Liechtenstein) erst einmal in die Siegerlisten ein. Stuck Junior, der beim 6h-Rennen einen schweren Unfall erlitt, ist wieder vollkommen genesen. Beim Barbarossapreis wird er jedoch „aufgrund von Verpflichtungen in seinem Studium nicht an den Start gehen“, so Teamchef Wolfgang Land.

Führungsduo in der Meisterschaft nach Lapsus gesprengt
Das bislang in der Meisterschaft führende Fahrerduo Andri Kruglik und Alexji Mochanov ist nach einem Lapsus beim 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen gesprengt. Die beiden Ukrainer fuhren beim Saisonhighlight zusammen mit Ralph Martin (Altenstadt) auf zwei Ford Fiesta ST. Mochanov entschied sich in Sachen Wertung für das falsche Fahrzeug, der sechste Lauf wurde für ihn nach nur einer Runde zur Nullnummer. Er hat jedoch nach wie vor Titelchancen. Mit vier Klassensiegen und noch drei ausstehenden Rennen könnte sich das Blatt für Mochanov noch zum Guten wenden, denn bei neun Rennen in der Saison 2008 werden die besten sieben Ergebnisse zur Wertung herange-zogen. Auf den weiteren Positionen folgen Honda-Pilot Andreas Mäder (Großkugel) auf Rang zwei sowie Matthias Unger (Heusenstamm) und Alexander Böhm (Kelberg), die mit dem Black-Falcon-BMW aktuell Platz drei inne haben. Die Spitze liegt augenscheinlich sehr dicht beieinander, aufgrund der beiden Streichergebnisse können jedoch noch Teams nach vorne gespült werden, die heute niemand auf der Rechnung hat. Dazu zählen unter anderem die amtierenden Meister Jürgen und Heinz-Otto Fritzsche (beide Hückeswagen) und Marco Wolf (Lohmar). Wenn das Trio noch drei Mal hoch punktet, wird die Titelentscheidung zum komplexen Rechenspiel. Beim Barbarossapreis, der aufgrund der Youngtimer Trophy im Rahmenprogramm ausnahmsweise um 11:30 Uhr gestartet wird, werden weitere Variablen dieser Rechnung eliminiert.