Jetzt regiert der Taschenrechner – Der Kampf um die Langstreckenmeisterschaft bleibt spannend

NÜRBURGRING. Auf eine heiße Schlussphase dürfen sich die Fans vor dem neunten von zehn Läufen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft, dem 28. DMV-250-Meilen-Rennen des AC Monheim am Samstag, 9. Oktober, freuen. Schon lange nicht mehr gestaltete sich der Kampf um den Titel in der seit 1977 von der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) ausgerichteten Serie so dramatisch wie in dieser Saison. Nachdem die Meisterschaft zuletzt fünf Mal hintereinander im vorletzten Rennen entschieden wurde, sieht es zurzeit danach aus, dass erst ganz am Schluss zusammengerechnet werden kann.

Grund dafür ist das ausgeklügelte VLN-Reglement, dass ein Höchstmaß an sportlicher Fairness garantiert. Entscheidend für die vergebene Punktzahl ist nämlich nicht nur die Platzierung, sondern auch die Anzahl der Starter in der jeweiligen Klasse. Außerdem werden jedem Teilnehmer am Ende der Saison zwei Streichresultate zugebilligt. Das gibt einigen Teams Anlass, vor den „250 Meilen“ den Taschenrechner in die Hand zu nehmen.

Ganz oben in der Tabelle stehen vor dem vorletzten Meisterschaftslauf Arnd Meier/René Wolff (Hannover/Köln). Vier Klassensiege, drei zweite und einen dritten Platz konnten sie in der laufenden Saison bisher einfahren. Da Ex-Champ-Car Pilot Meier und Teamkollege Wolff mit ihrem BMW 318ti in der Klasse V2 (VLN-Serienwagen bis 1850 ccm Hubraum) starten, die mit durchschnittlich 16 Fahrzeugen zu den am stärksten besetzten gehört, bringt ihnen das stolze 74,64 Zähler ein.

Rang zwei belegt momentan ein Fahrer, dem viele zu Saisonbeginn kaum eine Außenseiterchance eingeräumt hätten: Ullrich Andrée. Der Kölner konnte auf einem vom Team Mühlner Motorsport eingesetzten Volvo S60 sechs Mal die Klasse SP4 (Specials bis 2500 ccm) gewinnen, zwei Mal wurde er Zweiter und kommt damit auf 69,73 Punkte. Sollte beim 250-Meilen-Rennen alles glatt gehen, hätte Andrée rechnerisch noch eine kleine Chance auf den Titelgewinn. Dazu müsste am besten ein weiterer Sieg her, denn die SP4 gehört zu den schwächeren Klassen im Feld. Hinter Andrée in der Tabelle werden Ralf-Peter Rink/Andreas Weiland (Frankfurt/Bad Vilbel) mit 64,04 Punkten geführt. Mit nur einem Klassensieg in der aktuellen Saison werden sie wohl bei der Titelvergabe nicht mitreden können, obwohl sie in der Klasse N3 antreten, die mit über 13 Fahrzeugen im Durchschnitt gut besetzt ist.

In der selben Klasse wie Rink/Weiland fährt ein Mann, in dem viele den härtesten Konkurrenten von Meier/Wolff im Kampf um die Krone der beliebtesten Breitensport-Rennserie Europas sehen. Jörg Viebahn hatte in der ersten Saisonhälfte die Meisterschaft dominiert. Fünf Rennen, fünf Erfolge in der Klasse – der Engelskirchener und sein im hessischen Riedstadt ansässiges Team Schirra Motoring schienen geradezu zu Siegen verdammt. Zwei Ausfälle im sechsten und siebten Lauf zur Langstreckenmeisterschaft beendeten dann den Traum vom Durchmarsch zum Titel. Dass er sich jedoch von zwei „Nullern“ nicht unterkriegen lässt und bereit ist, bis zum Schluss zu fighten, bewies Viebahn mit einem erneuten Klassensieg beim achten Lauf.

Doch nicht nur der Kampf um die Meisterschaft dürfte die vielen VLN-Fans beim 250-Meilen-Rennen elektrisieren. 137 Nennungen waren bis zum vergangenen Wochenende beim verantwortlichen Club, dem AC Monheim, eingegangen. Darunter finden sich einige Fahrer und Fahrzeuge mit Ambitionen auf den Tagesgesamtsieg. Einer der heißesten Anwärter auf den Platz ganz vorne ist der Alzen-Porsche. Nachdem man in dieser Saison lange vom Ausfallpech verfolgt war, konnte das Team aus dem Westerwald beim achten Lauf, dem ADAC-Barbarossapreis am 25. September, endlich wieder auf die Erfolgsspur wechseln und einen überlegenen Sieg herausfahren. Die für VLN-Verhältnisse kurze Zeitdistanz von 3,5 Stunden bei den „250 Meilen“ dürfte dem Super-Renner entgegenkommen.

Zum Kreis der Favoriten für den Tageserfolg gehören auch drei Teams, die in der Nähe des Nürburgrings zu Hause sind. Zwei Mal waren die Porsche von Manthey Racing in dieser Saison bereits erfolgreich, zahlreiche Top-Ten-Platzierungen der GT3- und Cup-Renner sprechen für die Zuverlässigkeit des Teams aus Meuspath. Schon lange wartet dagegen ein Fahrzeug auf den Sieg, das vor einigen Jahren die kräftig aufmischte und als nahezu unschlagbar galt: die Viper GTS-R von Zakspeed Racing (Niederzissen). Vor Ende der Saison möchten die Fahrer Dr. Hans-Peter Huppert-Nieder/Werner Mohr/Markus Großmann (Blieskastel/St. Ingbert/Adenau) noch ganz oben auf dem Treppchen stehen. Und ebenfalls auf einen ersten Saisonerfolg hofft VLN-Urgestein Johannes Scheid mit seinen Teamkollegen Mario Merten (Nürburg) und Oliver Kainz (Kottenheim). In Scheids Kottenborner Rennwagen-Schmiede wird man sicher Tag und Nacht am BMW M3 GTRS arbeiten, damit der „Eifelblitz“ beim 250-Meilen-Rennen eine perfekte Vorstellung für die Fans an der Strecke gibt.

Der Zeitplan: Samstag, 9. Oktober: 8.30 bis 10 Uhr Zeittraining, 12 Uhr Start zum Rennen über 3,5 Stunden.