Bejubeltes Ende einer langen Durststrecke – Scheid/Kainz/Merten gewinnen 6. Lauf zur Langstreckenmeisterschaft

NÜRBURGRING. Dramatischer und spannender geht es nicht: Mit 0,329 Sekunden Vorsprung gewannen die Eifelaner Johannes Scheid (Kottenborn), Oliver Kainz (Kottenheim) und Mario Merten (Nürburg) auf BMW M3 GTRS das 43. ADAC-Reinoldus-Langstreckenrennen über vier Stunden auf dem Nürburgring vor dem Castrop-Rauxeler Peter Mamerow auf Porsche GT3 RS. Es war der sechste Lauf zur insgesamt elf Rennen umfassenden BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring 2003. Auf den dritten Platz kam der aus der Pole Position gestartete Jaguar V8STAR von Dirk Adorf/Hermann Tilke/Ulrich Galladé (Altenkirchen/Aachen/Wetter) vor dem Mercedes 190E von Andreas und Ralf Schall (Dornstadt) und den beiden Porsche-Teams Edgar Dören/Karl-Christian Lück (Wuppertal/Wiehl) und Bert Lambrecht/Paul Hulverscheid/Olaf Manthey (Belgien/Wipperfürth/Meuspath). Dank ihres Sieges in der mit 13 Fahrzeugen besetzten Klasse der VLN-Serientourenwagen bis 2500 Kubikzentimeter Hubraum übernahmen die Remscheider Dr. Thomas Stoltz und Andreas Motte mit ihrem BMW M3 die Führung in der Gesamtwertung. Sie lösten Bert Lambrecht und Paul Hulverscheid ab, die zwar zu ihrem sechsten Klassensieg bei den Porsche-Carrera-Cup-Fahrzeugen kamen. Hier waren aber nur sechs Autos am Start. Die Anzahl der Teilnehmer in der Klasse ist für die Höhe der Punktzahl entscheidend. Mit 144 gestarteten Fahrzeugen war der sechste Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft – nach acht Wochen Pause – gut besetzt, und 21.000 Zuschauer bewiesen, dass die Breitensport-Serie auf der 24,433 Kilometer langen Kombination aus Nürburgring-Nordschleife und Kurzanbindung Grand-Prix-Strecke bei den Fans hoch im Kurs steht.

Harte Männer wurden weich und schämten sich nicht ihrer Freudentränen. Das ganze Team von Scheid Motorsport lag sich in den Armen. Auf diesen Tag hatten Johannes Scheid und seine Helfer lange warten müssen. Am 15. April 2000 hatte Teamchef Scheid zusammen mit dem Dänen Kurt Thiim zum letzten Mal einen BMW aus der Kottenborner Werkstatt-Garage zum Tagesgesamtsieg gefahren. Damals hieß die von der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring (VLN) organisierte Serie noch „Deutscher Veedol Langstreckenpokal Nürburgring“.

Der Erfolg von Scheid/Kainz/Merten beim Reinoldus Rennen ist ein Erfolg des ganzen Teams, wäre aber ohne die überragende fahrerische und kämpferische Leistung von Mario Merten nicht möglich gewesen. Zumal das Handikap eines außerplanmäßigen Boxenstopps auszugleichen war. Der wurde fällig, weil Teamchef Scheid, mit fünf Meistertiteln der erfolgreichste VLN-Fahrer aller Zeiten, von starken Rückenschmerzen geplagt wurde. Da er aber am Morgen das Zeittraining absolviert hatte, musste er auch im Rennen fahren. Sonst wäre – so steht es nun einmal im Reglement – ein Wertungsausschluss fällig gewesen. Scheid übernahm also den „Eifelblitz“ genannten BMW nach der 16. Runde von Kainz. Die knappe Führung ging verloren, Mamerow war vorn. Nach seiner anstrengenden „Pflichtrunde“, auch der härteste Eifelaner ist nicht schmerzfrei, kam Scheid an die Box, und Mario Merten machte sich auf zur Jagd an die Spitze, von der ihn noch der Mercedes von Schall/Schall, der Jaguar V8STAR von Adorf/Tilke/Galladé und der Mamerow-Porsche trennten.

Nach der 19. Runde war Merten Dritter, nach der 21. Zweiter. Er machte auf Mamerow, der das Rennen als „Solist“ fuhr und eine großartige Leistung bot, pro Runde mehr als zehn Sekunden gut, was aber letztlich für den Sieg wohl nicht ausgereicht hätte. Eine gegen Mamerow von der Rennleitung ausgesprochene Stop-and-go-Strafe (keine Zeitstrafe) wegen „Missachtung eines Flaggensignals“ brachte Merten dann in der 25. Runde ganz nach vorn. Mit vier Sekunden Vorsprung nahm er die letzte Runde unter die Räder. Mamerow gab noch einmal alles, aber Merten zeigte seine Klasse und Nervenstärke auch unter diesem Druck. Für das Scheid-Team zweifellos ein verdienter Sieg. Der – selbst verschuldeten – Sportstrafe gegen Mamerow kann man das – unfreiwillige – Handikap von Johannes Scheid und den dadurch notwendigen zusätzlichen Boxenstopp entgegenstellen. Ausgleichende Gerechtigkeit gewissermaßen.

Rennergebnis 43. ADAC-Reinoldus-Langsteckenrennen des Dortmunder MC, 6. Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2003 (Plätze 1 bis 10):
1. Johannes Scheid/Oliver Kainz/Mario Merten BMW M3 E46 GTRS, 4.02:25.101Stunden (=26 Runden), 157.230 km/h Durchschnitt; 2. Peter Mamerow (Castrop-Rauxel) Porsche 996 GT3 RS, 0.329 Sekunden Rückstand, 157.227 km/h; 3. Dirk Adorf/Hermann Tilke/Ulrich Galladé (Altenkirchen/Aachen/Wetter) Jaguar V8STAR, 4:38.259 Minuten Rückstand, 154.279 km/h; 4. Andreas Schall/Ralf Schall (Dornstadt) Mercedes Benz 190E, 7:10.258 min, 152.713 km/h; 5. Edgar Dören/Karl Christian Lück (Wuppertal/Wiehl) Porsche 996 GT3, 9:39.838 min, 151.203 km/h; 6. Bert Lambrecht/Paul Hulverscheid/Olaf Manthey (Belgien/Wipperfürth/Meuspath) Porsche 911 GT3 Cup, 1 Runde zurück, 151.076 km/h; 7. Werner Hüsken (Mettingen) BMW M3 GTR, 1 R., 150.232 km/h; 8. Matthias Weiland/Harald Weiland/Gerd Winter (Neu-Isenburg/Frankfurt/Wilnsdorf) Porsche 996 GT3, 1 R., 149.053 km/h; 9. Jörg Otto/Georg Weiss/Thomas Zinnow (Grevenbroich/Monschau/Gevelsberg) Porsche 996 Cup, 1 R., 148.838 km/h; 10. J. P. Baker/Dirk Schoysman (England/Wiesemscheid) Porsche GT3 Cup, 1 R., 148.826 km/h.