Die „Spitze“ ist derzeit ein Plateau – Zweiter Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft am 29. März

NÜRBURGRING. Nach einem spannenden Saisonauftakt der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft am 15. März sind die Erwartungen an den zweiten der insgesamt elf Läufe der attraktivsten Langstrecken-Rennserie Europas hochgespannt. Das 28. DMV-4-Stunden-Rennen, ausgerichtet von der Renngemeinschaft Düren, setzt am Samstag, 29. März, die Serie fort. Die „4 Stunden“ im Titel sind historisch bedingt, das Rennen geht konkret über die Distanz von 3,5 Stunden. Der Historie treu bleibt die Rennstrecke, jedenfalls deren Herzstück, die Nürburgring-Nordschleife. Zusammen mit der verkürzten Grand-Prix-Strecke bilden die berühmtesten 21 Kilometer Asphalt der Welt die 24,443 Kilometer lange Runde. 151 Fahrzeuge sind genannt.

Nach dem ersten Rennen ist der Begriff „Tabellenspitze“ in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft nicht ganz richtig, wenn die Situation ganz oben zu beschreiben ist. Denn die sieben Fahrer, die derzeit mit jeweils gleicher Punktzahl (9,67) das Feld anführen, finden auf einem Hochplateau Platz, nicht aber auf einer Spitze. Ein solches Gedränge auf Rang eins gab es in der bisherigen Geschichte der von der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring (VLN) organisierten Rennserie noch nie. Und das, obwohl man 2003 bereits die 27. VLN-Saison schreibt. Das Novum liegt im Wertungsmodus begründet. Für die Höhe der Punktzahl ist die Anzahl der Fahrzeuge in der jeweiligen Klasse des Fahrers entscheidend.

Beim Auftaktrennen waren gleich drei Klassen mit jeweils 15 Autos besetzt, folglich erhielten alle Fahrer für die jeweils selbe Platzierung dieselben Punkte. Nach dem DMV-4-Stunden-Rennen wird das Plateau der Spitzenreiter wahrscheinlich schon kleiner geworden sein und einer etwas abgerundeten Spitze näher kommen. Das Interesse der Zuschauer – die VLN-Fans gelten als äußerst fachkundig – wird sich besonders auf die Klassen N3 (Gruppe N/DN bis 2000 ccm), SP3 (VLN Specials bis 2000 ccm) und V2 (VLN-Serienwagen bis 1850 ccm) richten, aus denen die „Sieben ganz oben“ kommen. Dass in den drei Klassen wieder Teilnehmer-Gleichstand sein wird, ist eher unwahrscheinlich. Kurz vor Nennungsschluss hatte nämlich die Kategorie V2 mit 18 Fahrzeugen einen deutlichen Vorsprung vor den nächst stärkeren Klassen. Das könnte den Hückeswagener Zwillingsbrüdern Heinz-Otto und Jürgen Fritzsche gerade recht kommen. Sie gewannen diese Klasse beim ersten Lauf und könnten nun mit einem weiteren Sieg die alleinige Tabellenführung übernehmen. Die Fritzsches, die zusammen bereits fünf VLN-Meistertitel gewannen, fahren einen von Tuner Kissling vorbereiteten Opel Corsa Sport, in der von BMW 318iS dominierten Kategorie ein kleiner Exote.

Ein Rennen der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft ist aber nicht nur Klassen-Kampf, und sollte er noch so spannend sein. Genauso begeistert wird von Fans, beim Saisonauftakt waren es 24.000, der Kampf um den jeweiligen Tages-Gesamtsieg verfolgt. Als erste haben sich Jonathan

Price (England) und Frank Stippler (Iversheim) auf Porsche GT3 in die Gesamtsiegerliste der 27. VLN-Saison eingetragen. Gegen einen weiteren Erfolg hätten sie wohl nichts einzuwenden, doch es gibt eine ganze Reihe von Mitbewerbern, die das Können und das Material haben, das zu verhindern. Einige davon wurden im ersten Lauf nur knapp geschlagen, andere mussten vorzeitig aufgeben und gehen deshalb beim DMV-4-Stunden-Rennen umso motivierter und engagierter zu Werke.

Nur eine halbe Runde weit kam beim ersten Lauf Opel Astra V8 mit dem Engländer Peter Dumbreck am Steuer. Der Wagen ist aus der DTM bekannt, jedoch entsprechend dem in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft gültigen Reglement „24 Stunden Special“ modifiziert. Eingesetzt wird der Wagen von OPC Team Phoenix (Meuspath). Man will bei den VLN-Rennen Erfahrung für das ADAC-24-Stunden-Rennen Ende Mai sammeln. Deshalb sind neben dem Nürburgringerfahrenen Opel-Sportchef Volker Strycek auch die Nordschleifen-Greenhorns Dumbreck und Jeroen Bleekemolen (Niederlande) als Fahrer genannt. Nicht ins Ziel kamen beim Auftaktrennen auch der Porsche GT-MR von Olaf Manthey. Bremsprobleme machten dem 1350 Kilo (Leergewicht) schweren Wagen mit seinem weit über 500 PS starken Motor zu schaffen. Ebenfalls nicht in die Nähe der Zielflagge kam der BMW M3 GTRS von Johannes Scheid/Mario Merten/Oliver Kainz (Kottenborn/Kottenheim/Nürburg). Ein defekter Zahnriemen stoppte den leuchtend blauen „Eifelblitz“, unter dessen Motorhaube ein gut 450 PS starker Achtzylinder arbeitet. Manthey und die Scheid-Crew gehören beim zweiten Lauf ebenso zu den Favoriten auf den Tagessieg wie der Duisburger Artur Deutgen auf dem BMW M3 von Dolate Motorsport (Neuwied). Deutgen fährt auch dieses Rennen ohne Partner. Was für ihn heißt, mindestens dreieinhalb Stunden keine Zigarette anzurühren, was für den Kettenraucher nicht leicht sein dürfte. Ein eingespieltes Fahrerteam sind Michael Bäder (Ofterdingen) und Tobias Hagenmeyer (Schwieberdingen). Auch sie und ihr BMW M3, Vierte bei der Saisoneröffnung, sind längst für einen Gesamtsieg fällig. Auch beim zweiten Lauf ist das „Überraschungsauto“ des ersten am Start, der Jaguar V8STAR. Dirk Adorf (Altenkirchen) und Hermann Tilke (Aachen) fuhren das 495-PS-Kraftpaket vor einer Woche auf den fünften Gesamtrang. Am kommenden Samstag wird sich an Tilkes Stelle Ulrich Galladé (Dortmund) am Steuer mit Adorf abwechseln.

Die 27. VLN Saison hat am 15. März mit einem spannenden Rennen begonnen. Es spricht einiges dafür, dass der zweite Lauf den ersten an Spannung noch übertreffen wird.

Zeitplan: Samstag, 29. März, 8.30 bis 10 Uhr Zeittraining; 12 Uhr Start zum Rennen über 3,5 Stunden.