Saisonauftakt mit hohem Spannungsfaktor – DTM- und V8STAR-Autos bei BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft

NÜRBURGRING. Mit dem ersten von elf Läufen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft wird am Samstag, 15. März, die Rennsaison auf dem Nürburgring eröffnet. Damit geht die von der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring (VLN) organisierte Serie in ihre 27. Saison. Es ist nicht nur die traditionsreichste, sondern auch die erfolgreichste Langstrecken-Rennserie Europas. Für das Auftaktrennen, die 52. ADAC Westfalenfahrt, sind 162 Fahrzeuge genannt. Die Serie scheint damit nahtlos an das Rekordjahr 2002 anzuknüpfen. Das Rennen geht über 3,5 Stunden und wird auf der 24,433 Kilometer langen Kombination aus Nürburgring-Nordschleife und der Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke gefahren. Auch das Interesse der Fans ist eher noch gestiegen: Schon zur Einstellfahrt am vergangenen Samstag kamen mehrere Tausend Zuschauer.

Zum ersten Mal seit einigen Jahren wird das erste Saisonrennen auf der kompletten „VLN-Runde“ gefahren. In der jüngsten Vergangenheit war durch Umbauarbeiten am Nürburgring – Bau der neuen Boxenanlage und des Zielgebäudes sowie der Mercedes-Arena – bei den ersten Rennen Improvisationstalent gefragt. Auch jetzt wurde an der Rennstrecke gearbeitet, aber schon zur Einstellfahrt kam von der Nürburgring GmbH grünes Licht: „Alles klar, die Strecke steht komplett zur Verfügung.“ Unter anderem hat die Nordschleife in einigen Abschnitten eine neue Asphaltdecke bekommen, über deren Beschaffenheit sich die Fahrer nach der Einstellfahrt übereinstimmend positiv äußerten. Investiert wurde auch in die Sicherheit für Fahrer und Zuschauer, mit höheren Leitplanken und neuen, höheren Schutzzäunen aus Stahl.

„Da ist viel Zündstoff drin“, ist die allgemeine Reaktion beim Blick auf die Liste der Nennungen zur ADAC Westfalenfahrt. In 27 Klassen wird gefahren. Der Wertungsmodus misst den Erfolgen in der jeweiligen Klasse besondere Bedeutung zu: Entscheidend für die Zahl der zu gewinnenden Punkte ist die Teilnehmerzahl in der Klasse. In den zahlenmäßig gut ausgestatteten Klassen geht es mit Blick auf die Schlussrechnung am Saisonende von Anfang an um „Sekt oder Selters“.

Der Tagesgesamtsieg ist in jedem Rennen der „Kampf der Giganten“, der stärksten Autos im Feld. Beim Auftaktrennen dürfte dieser Kampf besonders spannend werden. Neben den in der VLN etablierten Teams und Fahrern starten zwei Fahrzeuge, deren eigentliche sportliche Heimat die DTM ist, ein Opel Astra und ein Audi TT. Der DTM-Astra wird vom Team Phoenix Racing aus dem Nürburgring-Ort Meuspath eingesetzt, der Audi kommt natürlich von Abt Sportsline in Kempten. Opel-Sportchef Volker Strycek wird auf jeden Fall im Astra-Cockpit Platz nehmen, es ist aber davon auszugehen, dass weitere Fahrer ans Steuer kommen, etwa Manuel Reuter und Timo Scheider oder auch Marcel Tiemann. Denn Opel sieht in diesem Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft eine Testgelegenheit für das 24-Stunden-Rennen im Mai, wo die genannten Fahrer am Start sein werden. Was Rüsselsheim Recht ist, ist Kempten billig: Auch Abt fährt am Wochenende bei der Westfalenfahrt, um Erfahrung für die „24 Stunden“ zu sammeln. Christian Abt fährt am Samstag, weitere Fahrer wurden noch nicht genannt, einer dürfte aber wohl Martin Tomczyk sein.

Es wird interessant sein, zu beobachten, wie sich die DTM-Vertreter im Vergleich mit den etablierten VLN-Teams behaupten, die seit vielen Jahren in der Serie fahren, zum Teil aber für die Saison 2003 neue Autos vorbereitet haben. Olaf Manthey, Tuner, Teamchef, Rennfahrer und eine der VLN-Legenden, bringt einen Porsche nach 24h-Special-Reglement an den Start, dessen Motor „gut über 500 PS“ (O-Ton Manthey) hat. Manthey sieht ein Gewichtsproblem: „Das Mindestgewicht sind 1350 Kilo leer. Mit Sprit und Fahrer kommen wir locker auf 1,5 Tonnen. Derzeit sind wir noch nicht so schnell wie mit dem Vorjahreswagen. Wir werden sehen, ob wir schneller werden können. Wenn nicht, werden wir irgendwann wieder zum alten Motor wechseln.“ Manthey fährt am Wochenende zusammen mit Wilhelm Kern (Kleinaspach). Im vergangenen Jahr gewannen sie den Saisonauftakt.

Einen neuen Wagen hat auch der VLN-Rekordmeister Johannes Scheid in seiner Werkstatt in Kottenborn am Nürburgring aufgebaut. Der mit einem riesigen Heckflügel bestückte BMW E46 GTRS hat jetzt einen 4-Liter-Achtzylindermotor, Leistung: 450 PS. Vielleicht noch mehr als durch das neue Auto hat Scheid mit einem neuen Stammfahrer für Aufsehen gesorgt. Kein geringerer als der Sieger der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2002, Mario Merten, wird den Super-BMW in dieser Saison zusammen mit Scheid und Oliver Kainz (Kottenborn) fahren. Der Nürburger gewann den Titel auf einem BMW 318is des Münsteraner Teams Bonk-Motorsport. Der Wechsel auf das stärkere Auto mindert zwar, wegen der zahlenmäßig schwächeren Besetzung dieser Klasse, die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung, aber Merten kann dafür in den Kampf um Tages-Gesamtsiege eingreifen. Das werden zweifellos auch Michael Bäder (Ofterdingen) und Tobias Hagenmeyer (Schwieberdingen) mit ihrem BMW M3 tun. Sie gewannen 2002 bei neun der zehn Rennen jeweils ihre Klasse und wurden Vizemeister. Ein Gesamtsieg ist längst überfällig.

Edgar Dören aus Wuppertal hat in seiner unendlichen VLN-Geschichte schon einige Gesamtsiege errungen, doch „satt“ ist der 61-Jährige deshalb noch lange nicht. Weshalb er mit Partner Karl Christian Lück (Wiehl) auch im 27. VLN-Jahr mit einem Porsche GT3 dabei ist. Jürgen Alzen (Kausen) und Arno Klasen (Karlshausen), kamen 2003 auf vier Gesamtsiege und sind deshalb auch in diesem Jahr zu den absoluten Favoriten zu zählen. Noch ist ihr Sportgerät ein Porsche GT3, aber Alzen arbeitet auch am Aufbau eines neuen Porsche.

Premiere bei einem Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife hat am Wochenende ein Wagen der V8STAR-Rennserie. Das Schöne daran: Der Auftritt des 495 PS starken Extremautos, eingesetzt von Sargarage unter der Bewerbung von Wiechers Sport (Nienburg), wird keine Eintagsfliege bleiben. Mit den Fahrern Dirk Adorf, Rennstrecken-Architekt Hermann Tilke (Aachen) und Ulrich Galladé (Dortmund) soll der Bolide bei möglichst allen Läufen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft eingesetzt werden. Die Fahrer äußerten sich nach der Einstellfahrt begeistert über Nordschleifen-Eignung des Wagens. Adorf: „Ich habe noch nie in einem Auto gesessen, mit dem man auf der Nordschleife sofort so gut zurechtkommt.“ Galladé: „Das Auto vermittelt ein ungeheuer starkes Sicherheitsgefühl. Bei seinem Sound werden Kinderträume wahr.“ Tilke: „Total gutmütig und total gut zu fahren.“ Wie gut und wie schnell, wird sich bei der 52. ADAC Westfalenfahrt zeigen.

Zeitplan: Samstag, 15. März, 8.30 bis 10 Uhr Zeittraining, 12 Uhr Start zum Rennen über 3,5 Stunden.