Merten: „Die Freude kommt bei einem Bier.“ – Der Sieger der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2002 im Porträt

„Es ist schon ein schönes Gefühl, aber so richtig habe ich den Titel noch gar nicht registriert“, sagte Mario Merten, der nach dem neunten von zehn Läufen zu BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft als Meister feststeht. „Ich denke, die ganz große Freude kommt heute Abend bei der Siegerehrung und einem schönen Glas Bier.“ Der Meistertitel in der von der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring (VLN) ausgerichteten Serie ist nicht nur der vorläufige Höhepunkt in Mertens Motorsportkarriere, der Siegerpokal der Saison 2002 geht an einen echten „Eifeler Jong“. Merten könnte – so es ihn gäbe – den Titel des „am nächsten am Ring wohnenden VLN-Meisters“ für sich beanspruchen. Nur wenige Fußminuten von Start und Ziel entfernt wuchs er auf, in Nürburg, wo seine Eltern eine Pension betreiben. Zwar konnte bereits 1998 mit Sabine Reck (heute Schmitz) eine Nürburgerin den VLN-Titel einfahren, das von Sabines Mutter geführte „Hotel am Tiergarten“ liegt jedoch geschätzte 183 Meter weiter von Start und Ziel entfernt als die Pension Merten. Dort lebt Mario Merten noch heute, wenn auch sein Team, Bonk-Motorsport, in Münster zu Hause ist. An die Bonk-Truppe ging auch der erste Dank des frisch gebackenen Meisters: „Mein Team hat wirklich Hervorragendes geleistet. Das Auto war wahrscheinlich das beste in der Klasse, dabei hatten wir zu Saisonbeginn gar nicht eingeplant, vorne mitzufahren. Bedanken muss ich mich aber auch bei unserem Sponsor Dieterle, der es uns finanziell ermöglicht hat, so ein super Auto hinzustellen. Nach dieser guten Leistung hoffe ich natürlich, dass Dieterle auch im kommenden Jahr wieder dabei ist.“

Obwohl erst 28 Jahre alt, kann Merten bereits auf eine lange und erfolgreiche Motorsport-Laufbahn zurückblicken. Er begann 1985 zunächst im Kartsport. Während der nächsten Jahre konnte er mehrfach die Gau-Meisterschaften des ADAC Mittelrhein gewinnen, sowie den Deutschen Meistertitel in der Mannschaft erringen. 1991 erfolgte der Wechsel in die ADAC Formel Junior Meisterschaft, wo Merten einen eindrucksvollen Einstand gab. Der Junior des ADAC Mittelrhein gewann die beiden ersten Saisonläufe am Nürburgring und in Zolder, zum Saisonende konnte er sich über den fünften Platz im Gesamtklassement freuen. Das darauffolgende Jahr beendete er als Sechster in der Meisterschaft. 1993 erfolgte der Umstieg vom Monocoque in einen Tourenwagen. Merten startete auf einem BMW in der Deutschen Tourenwagen Trophy. Auch hier bewies der Nürburger sein Talent. Er beendete die Saison auf dem zehnten Gesamtrang und war damit bester Junior in der DTT.

1994 wechselte Merten in die VLN-Serie, die damals noch nicht als Meisterschaft, sondern als Langstreckenpokal firmierte. Im Team des Kottenborner VLN-Rekordmeisters Johannes Scheid gab er ein glänzendes Debüt auf seiner Heimstrecke, dem Nürburgring, und stand am Ende der Saison als Gewinner der Junior-Trophäe fest. Ein Erfolg, den er zwei Jahre später und wieder mit Scheid Motorsport wiederholen konnte. Ab 1997 sah man den gelernten Kfz-Mechaniker und Zeitsoldaten bei den Heeresfliegern in Mendig seltener im Rennwagen, mit seiner Teilnahme an mehreren 24-Stunden-Rennen und gelegentlichen Einsätzen in der Langstrecke blieb er jedoch dem Nürburgring und seiner Nordschleife treu.

Seit Beginn dieser Saison ist Merten wieder eine „feste Größe“ in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft. Möglich wurde dies nicht zuletzt durch das große Verständnis, das sein Arbeitgeber, die Bundeswehr, dem sportlichen Engagement des Hauptfeldwebels, der übrigens auch ein begeisterter Fußballer ist, entgegenbringt. Im BMW 318iS von Bonk Motorsport gelangen dem Nürburger in der ersten Saisonhälfte fünf Siege in Folge in der meist stark besetzten Klasse V2 der VLN-Serienwagen bis 1850 ccm. Erst im sechsten Lauf musste Merten einen „Nuller“ wegen eines technischen Defekts hinnehmen. Im siebten Lauf konnte er dann wieder einen Klassensieg feiern, es folgte ein zweiter Rang im achten Rennen. Zusammen mit dem ersten Platz in der V2 beim neunten Lauf reichte das, wenn man zwei Streichresultate berücksichtigt, zum Gewinn der Meisterschaft.

Auch wenn Merten den Titel mit der Mannschaft von Bonk-Motorsport einfuhr, ist doch die Nähe zu Johannes Scheid geblieben. Und das nicht nur, weil Scheid und Bonk benachbarte Boxen belegen – Scheid-Tochter Daniela ist Mertens langjährige feste Freundin. Und Daniela Scheid ist es sicher auch, die „ihren“ Mario, der demnächst Berufssoldat wird, am meisten vermissen wir, wenn er zum Jahresende zu einem zweimonatigen Einsatz nach Afghanistan geht. Die vielen Fans der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft wünschen dem Meister 2002 viel Glück und ein sichere Heimkehr und hoffen, ihn zu Beginn der nächsten Saison wieder im Rennwagen auf „seiner“ Nordschleife zu sehen.