Herzschlagfinale auf dem Nürburgring – Mario Merten gewinnt BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft

NÜRBURGRING. Im neunten von insgesamt zehn Läufern zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring sicherte sich der 28-jährige Nürburger Mario Merten bereits vorzeitig den Titel. Er fuhr beim DMV-250-Meilen-Rennen des AC Monheim mit einem BMW 318iS des Teams Bonk Motorsport (Münster) zu seinem siebten Saisonsieg in der Klasse der VLN-Serienwagen bis 1850 ccm Hubraum. Dazu kommt ein zweiter Platz, so dass der Heeresflieger-Hauptfeldwebel jetzt uneinholbar ist, selbst wenn er im letzten Lauf am 26. Oktober ausfallen sollte. Das VLN-Reglement (VLN = Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring) sieht zwei Streichresultate vor und berücksichtigt bei der Höhe der Punkte die Anzahl der in der jeweiligen Klasse startenden Fahrzeuge. Deshalb haben auch Andreas Bäder (Otterdingen) und Tobias Hagenmeier (Schwieberdingen) keine Chance mehr, den Titel noch zu gewinnen. Und dies, obwohl sie mit ihrem BMW M3 im neunten Rennen zum neunten Klassensieg fuhren. Sie hatten aber in allen Läufen weniger Konkurrenz als Merten, so dass sie entsprechend weniger Punkte einfuhren.

Gesamtsieger des DMV-250-Meilden Rennens über die Zeitdistanz von 3½ Stunden wurden nach einem dramatischen Kampf in den beiden letzten der 24 gefahrenen Runden vor 21.000 Zuschauern Jürgen Alzen/Arno Klasen (Kausen/Karlshausen) auf Porsche GT3 R. Sie erreichten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 160,885 km/h und hatten im Ziel 1,4 Sekunden Vorsprung vor dem Porsche GT-MR von Wilhelm Kern/Olaf Manthey (Kleinaspach/Meuspath). Auf Rang drei ein weiterer Porsche GT3, gefahren von Wolfgang Destrée/Dr. Edgar Althoff/Paul Hulverscheid (Zornheim/Viersen/Wipperfürth) vor Bäder/Hagenmeyer und Johannes Scheid/Oliver Kainz (Kottenborn/Kottenheim) auf BMW M3 GTRS. Scheid und Ehefrau Heidi freuten sich nicht nur darüber, dass für den VLN-Rekordmeister (fünf Titel) in diesem Jahr endlich eine Pechserie ihr Ende nahm, sondern sie feierten auch den Titelgewinn von Mario Merten, denn der ist der langjährige feste Freund der Scheid-Tochter Daniela.

Hinter dem Porsche-Trio und dem BMW-Duo kam der Mercedes 190E des Vater-Sohn-Teams von Andreas und Ralf Schall aus Dornstadt auf den sechsten Gesamtrang vor Publikumsliebling Edgar Dören (Wuppertal) und Karl-Christian Lück (Wiehl) auf Porsche GT3. Hinter Dören/Lück landete der Honda NSX von Armin Hahne/Frank Stippler (Monaco/Bad Münstereifel) – wie der Dören-Porsche in den Farben des Seriensponsors BFGoodrich Tires lackiert – nicht nur auf einem ausgezeichneten Gesamtrang, sondern auch einen Klassensieg in der Kategorie der Specials bis drei Liter Hubraum. Der vom österreichischen Team Altschach-Motorsport eingesetzte und betreute japanische Exot, zweifellos eine Bereicherung im VLN-Feld, fuhr zeitweilig sogar auf dem dritten Rang, musste dann aber hubraum- und leistungsstärkerer Konkurrenz Tribut zollen.

Der Rennverlauf war in jeder Hinsicht spannend, sowohl mit Sicht auf den Tagesgesamtsieg, wie auch mit Blick auf die mögliche Meisterschaftsentscheidung Der Kern/Manthey-Porsche führte bis zum ersten Boxenstopp nach Runde neun. Für zwei Runden führte danach Alzen. Dann Boxenstopp Fahrerwechsel, und Kern/Manthey waren wieder vorn. Bis zur 18. Runde, denn nach dieser war Alzen wieder an der Spitze, gab sie auch nicht mehr ab, war aber – zusammen mit Manthey – Hauptdarsteller eines Krimis. Nur 0,635 Sekunden vor Ablauf der 3½ Stunden beendete Alzen, den Manthey-Porsche an seinem Heck geradezu körperlich spürend, die 23. Runde. Beide hatten also die 24,433 Kilometer lange Runde aus Nordschleife und Sprintstrecke des GP-Kurses noch einmal zu fahren. Alzen schaffte es schließlich, vorn zu bleiben. Aber auch Manthey, Teamchef und immer noch ein Vollblut-Racer, war happy: „Ein Wahnsinns-Rennen, das ist Motorsport in seiner schönsten Form“, strahlte er auf dem Weg aus dem Parc fermé. Mantheys Meinung waren auch Zuschauer, Journalisten und Sponsoren. „Die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft ist derzeit die Motorsportserie mit dem höchsten Unterhaltungswert für die Fans und dem besten Preis-Leistungsverhältnis für die Teilnehmer“, wurde immer wieder festgestellt. VLN-Geschäftsführer Karl-Heinz Gürthler hörte es gern und gab bereits vor dem letzten Lauf am 26. Oktober eine Zusage mit Signalwirkung für die Saison 2003: „Das Nenngeld wird nicht erhöht.“

Die Ausnahmestellung der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft im deutschen Motorsport demonstrierten auch bei den DMV-250-Meilen des AC Monheim 156 Nennungen und 145 zum Rennen gestartete Fahrzeuge. Und dies im vorletzten Meisterschaftslauf, wenn erfahrungsgemäß die Nennungen „in den Keller“ gehen. Doch die Regel, dass es keine Regel ohne Ausnahme gibt, trifft für die attraktivste europäische Langstrecken-Serie, gefahren auf der schönsten Rennstrecke der Welt, voll zu.