Ein typischer„Nürburgring-Knaller“ – Alzen/Klasen/Bernhard gewinnen ADAC-Ruhr-Pokal-Rennen

Jürgen Alzen (Kausen), Arno Klasen (Karlshausen) und Timo Bernhard (Miesau) gewannen auf Porsche GT3 R das 6-Stunden-ADAC-Ruhr-Pokal-Rennen, siebter Lauf zu BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring. Der Saisonhöhepunkt der zehn Läufe umfassenden Langstrecken-Rennserie hatte ein Rekord-Nennungsergebnis von über 200 Fahrzeugen, von denen 192 das Rennen aufnahmen, ins Ziel kamen 140. Das Siegerteam fuhr 35 Runden auf der 24,433 Kilometer langen Streckenkombination aus der Kurzanbindung der Nürburgring-Grand-Prix-Strecke und der Nordschleife. Mit einem Rückstand von sieben Minuten kamen Michael Bäder (Ofterdingen) und Tobias Hagenmeyer (Schwieberdingen) mit einem BMW M3 auf den zweiten Rang, Axel Rohr/Martin Wurst/Thomas Messer (Waldsee/Oppenweiler/Schmitten) auf Manthey-Porsche GT3 wurden Dritte. Langstrecken-Legende Edgar Dören (Wuppertal) brachte, zusammen mit Karl Christian Lück (Wiehl) und Klaus Abbelen (Tönisvorst), einen weiteren Porsche GT3 auf den vierten Platz.

Das vom MSC Ruhr-Blitz Bochum hervorragend organisierte Rennen war ein typischer „Nürburgring-Knaller“. Als seien die Distanz von sechs Stunden – die anderen Rennen der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft gehen über 3½ und vier Stunden – und die Nordschleife nicht schon Schwierigkeitsgrad genug, griff auch Petrus in seine Wetter-Trickkiste: Zum Teil strömender Regen bei Training und erster Rennphase, dann Aufhellung mit zeitweiliger Steigerung bis zum Sonnenschein, schließlich in einzelnen Streckenabschnitten wieder unterbrochen von Regen – abgesehen von Schnee war so ziemlich alles geboten, weshalb das Wetter in der Eifel als unberechenbar gilt.

Renndistanz und Streckenverhältnisse forderten ihren Tribut: 42 Fahrzeuge sahen nicht die Zielflagge. Und Karl-Heinz Gürthler, Geschäftsführer der für die Gesamtorganisation der Serie verantwortlichen Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring (VLN) stieß zunächst auf fragende Blicke, als er am Abend bei der Siegerehrung seine Ansprache mit dem Satz begann:„Sie sind heute ein 24-Stunden-Rennen gefahren.“ Die Erklärung folgte auf dem Fuß. Gürthler: „Es wurden 884 Meter Leitplanken beschädigt.“ Dass es dabei zu keinem Unfall mit Verletzten kam, ließ den VLN-Manager bei aller Überlegung über die Schadensregulierung das Rennen aber positiv sehen: „Es war eine Spitzenveranstaltung mit Spitzenmotorsport.“

Die in der Fahrerbesprechung von den Teilnehmern energisch geforderte Disziplin wurde beherzigt. Edgar Dören nach den ersten Runden: „Es ist sehr, sehr schwierig zu fahren. Stellenweise läuft das Wasser wie ein Bach über die Strecke. Das Wasser vermischt sich mit Öl-Bindemittel, das wegen einer Ölspur aufgetragen wurde. Man muss höllisch aufpassen. Aber es wird sehr diszipliniert gefahren, Ausrutscher in die Planken bleiben trotzdem nicht aus.“ Dören, Lück und Abbelen müssen mit diesen Verhältnissen besonders gut zurechtgekommen sein. Denn ihr Porsche war aus der 24. Startposition ins Rennen gegangen, da spricht der vierte Gesamtrang am Schluss wohl eine deutliche Sprache.

Zweifellos war die Dören-Crew auch etwas vom Pech anderer Spitzenteams begünstigt. So rollte der zunächst führende Manthey-Porsche von Olaf Manthey/Wilhelm Kern/Marcel Tiemann (Meuspath/Kleinaspach/Monaco) nach der siebten Runde in die Box, weil einer der sechs Zylinder des Motors seinen Dienst nachhaltig verweigerte. Auch dem Dolate-BMW M3 von Artur Deutgen, mit dem der Duisburger den sechsten Lauf zur Langstreckenmeisterschaft in Alleinfahrt gewonnen hatte, war es nicht gegönnt, die Zielflagge zu sehen. Nach der zehnten Runde als Spitzenreiter notiert, übergab Deutgen an seinen englischen Partner Dean Hawkey. Der ließ es auf der zum Teil noch feuchten Strecke mit profillosen Slicks vorsichtig angehen. Aber alle Vorsicht nützte ihm wenig, denn im Streckenabschnitt Wehrseifen fuhr ihm ein BMW ins Heck, Hawkey hatte keine Rettungschance, der Dolate-M3 krachte ins Abseits. Auch der aus der Pole Position gestartete Porsche 911 GT3 von Wolfgang Destrée/Dr. Edgar Althoff/Paul Hulverscheid (Zornheim/Viersen/Wipperfürth) kam nicht über die volle Distanz, denn ohne Öldruck hält auch kein Porsche-Motor lange durch.

Johannes Scheid (Kottenborn), im bisherigen Saisonverlauf ohnehin nicht vom Glück verwöhnt, wurde beim 6-Stunden-Rennen erneut zum „Hans im Pech“. Und das nicht aufgrund eigener Schuld oder wegen technischem Versagen seines BMW M3 GTRS, sondern durch einen Unfall. Mario Merten (Nürburg) war nach Oliver Kainz und Scheid für den letzten Turn in den an dritter Stelle liegenden Scheid-BMW gestiegen. In „seiner“ Klasse (VLN Serienwagen bis 1850 ccm) hatte Merten mit dem Bonk-BMW 1800iS zu diesem Zeitpunkt bereits den Grundstein für den sechsten Klassensieg in dieser Saison gelegt und die Restarbeit Michael Kok (Ascheberg) und Thomas Braumüller (Vöhringen) überlassen, um den Scheid-BMW in der Tagesgesamtwertung unter den Top 5 zu halten. Aber im „Metzgesfeld“ flog er beim Einlenken von der Strecke und in die Planken. Da schaute sogar Daniela Scheid sehr ernst. Schließlich ist sie Marios Freundin und Johannes Scheids Tochter.

Ein sehr gutes Rennen fuhren, jedenfalls bis zu ihrem Ausfall wegen eines technischen Defektes, Armin Hahne/Ulrich Galladé/Frank Stippler (Monaco/Dortmund/Bad Münstereifel). Sie hielten sich mit dem Honda NSX vom österreichischen Altschach-Motorsport-Team bis zur 24 Runde im Spitzenquintett auf. Hahne: „Das Auto wird immer besser, bald werden wir auch das letzte technische Problem ausgeräumt haben.“

In der Gesamtwertung führen nach dem siebten Lauf weiterhin Bäder und Hagenmeyer. Auf dem dritten Platz sind Harald Thönnes/Dennis Rönz (Mülheim-Kärlich). Sie lieferten beim Ruhr-Pokal-Rennen ein wahres Husarenstück. Thönnes hatte im Training am „Flugplatz“ einen Aquaplaning-Unfall. Danach waren nach seiner Aussage am VW Polo 16 V „nur noch Dach und Heckklappe gerade“. So gut es ging, wurde das Fahrwerk gerichtet, unter tatkräftiger Mithilfe des Fleper-Teams. Fahrfertig war der Wagen erst spät. Als 192. von 192 Wagen ging der Löhr-und-Becker-Polo ins Rennen. Am Schluss waren Thönnes/Rönz 83. im Gesamtklassement und Klassensieger.

Auf dem siebten Tabellenplatz ist Mario Merten. Das liest sich schlechter, als es in Wirklichkeit für den Nürburger aussieht. Denn er hat bereits eines von zwei Streichresultaten in Anspruch nehmen müssen, während die führenden Bäder/Hagenmeyer bisher in jedem Lauf zum Klassensieg kamen. Doch auch sie werden am Saisonende zwei Ergebnisse streichen müssen, selbst wenn es Klassensiege waren. Da Merten in einer stärker besetzten Klasse fährt, hat er immer noch gute, vielleicht sogar die besseren Karten. Noch zwei Klassensiege, und der Titel wäre für ihn sicher. Aber die BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft ist nicht zuletzt bei Fans und Fahrern deshalb so beliebt, weil sie voller Überraschungen steckt.

Der achte Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft, der ADAC-Barbarossapreis des MSC Sinzig, wird am Samstag, 28. September, gefahren.