Spannung beim Start in die zweite Halbzeit – 6. Lauf zur Langstreckenmeisterschaft – Strycek auf DTM-Astra dabei

NÜRBURGRING. Start in die zweite Halbzeit der bekanntesten Langstreckenrennserie Europas für Automobile: Am Samstag, 27. Juli, wird mit dem 25. RCM-DMV-Grenzlandrennen der sechste von insgesamt zehn Läufen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring 2002 gefahren. Die zweite Hälfte der Serie wird nicht weniger spannend sein als die erste. 604 Fahrerinnen und Fahrer gingen in den ersten fünf Rennen an den Start. Im Durchschnitt starteten – nach dem Training – pro Rennen 163 Fahrzeuge. Diese Zahlen belegen eindeutig die unangefochtene Spitzenposition der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft als wichtigste Automobil-Breitensportserie.

Mit dem Beginn der zweiten Saisonhälfte beginnen auch die Spekulationen um die Meisterschaftsentscheidung ernsthafteren Hintergrund zu bekommen. Die von der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring (VLN) nun zum 26. Mal organisierte Serie setzt auf Klasse und Klassen. Klasse sind Teilnehmer und Fahrzeuge, die Meisterschaft wird in Klassen entschieden, heißt: Gewertet wird für jeden Fahrer die Platzierung in seiner Klasse, wobei die Zahl der Punkte von der Teilnehmerzahl abhängig ist.

Mario Merten kommt als Tabellenführer zum vom Rheydter Club für Motorsport veranstalteten DMV-Grenzlandrennen. Der 28-jährige Heeresflieger-Hauptfeldwebel hat die kürzeste „Anreise“ aller Teilnehmer. Merten wohnt in Nürburg und hat bis Start und Ziel nur ein paar 100 Meter zu gehen. In allen bisherigen fünf Rennen dieser Saison fuhr er seinen BMW 318iS zum Sieg in der Klasse der VLN-Serienwagen bis 1850 Kubikzentimeter Hubraum. Das hat ihm 48,15 Punkte und den Titel eines „Halbzeitmeisters“ eingebracht. Aber immer noch ist Merten bei der Beurteilung seiner Rolle als Titelanwärter und Nachfolger von Klaus-Peter Thaler (Gevelsberg) und Heinz Remmen (Finnentrop), den Meistern des VLN-Jubiläumsjahres 2001, vorsichtig: „Um Meister zu werden, muss ich theoretisch noch mindestens drei Läufe gewinnen. Und meine Klasse muss immer gut besetzt sein. Es wird viel schwerer, als die fünf Klassensiege es erscheinen lassen.“

Mit dieser Einschätzung liegt der Nürburger nicht daneben. Denn fünf Klassensiege und Aussicht auf weitere hat er nicht als Einziger herausgefahren. Fünfmal waren bisher auch Michael Bäder (Ofterdingen) und Tobias Hagenmeyer (Schwieberdingen) mit ihrem BMW M3 in der Klasse der Specials bis 4000 ccm erfolgreich. Allerdings – und hier zeigt sich die VLN-Arithmetik – ist diese Klasse eher mittelmäßig stark besetzt, weshalb Bäder/Hagenmeyer auch „nur“ auf Rang vier der Tabelle stehen. Vor ihnen, direkt hinter dem alleinigen Spitzenreiter Merten, rangieren Rainer Brückner (Loffenau) und Peter Brings (Mülheim). 47,32 Punkte haben sie mit dem Mercedes 190E 2,5 eingefahren. Vier Siege und ein zweiter Platz in der Klasse der VLN-Serienwagen bis 2500 ccm Hubraum waren dafür notwendig. Da die Klasse bisher immer sehr gut besetzt war und auch in Zukunft nicht mit einem Nachlassen des Interesses zu rechnen ist, haben Brückner und Brings kaum weniger Titelchancen als Merten. Berechtigte Hoffnungen auf einen vorderen Tabellenplatz am Saisonende kann sich auch Peter Kreuer machen. Der in Köln lebende Eifelaner fährt in der Honda Accord Type-R Challenge und liegt in der Gesamtwertung der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2002 auf Platz sechs.

Die Meisterschaft ist offen, deshalb wird das Grenzlandrennen alles andere als eine langweilige Angelegenheit werden. Und das nicht nur hinsichtlich des Titelkampfes, sondern auch wenn es um den Tagesgesamtsieg geht. Alle Rennen der ersten Saisonhälfte wurden von Porsche-Teams gewonnen. Den ersten Lauf gewannen Wilhelm Kern (Großaspach) und Olaf Manthey (Meuspath), den zweiten Kern mit Partner Marcel Tiemann (Monaco). Dann hießen bei Lauf drei die Sieger Jürgen Alzen/Arno Klasen (Kausen/Karlshausen), die auch den fünften Lauf gewannen. Beim vierten Rennen waren Wolfgang Destrée/Dr. Edgar Althoff/Paul Hulverscheid (Zornheim/Viersen/Wipperfürth) die Tagessieger.

Eigentlich wäre längst ein BMW-Sieg fällig. Bäder/Hagenmeyer können es schaffen, und viele Fans setzen auf den Duisburger Artur Deutgen. Der „einsame Wolf“ – Deutgen fährt auch die Rennen über die Distanz von vier Stunden ohne Partner – war beim fünften Lauf mit dem Dolate-BMW M3 im Ziel nur 1,5 Sekunden hinter den Siegern Alzen/Klasen. Auch Johannes Scheid (Kottenborn) und Oliver Kainz (Mayen) sollten, so das Glück einmal voll mitspielt, einmal ganz nach vorn fahren können. Das gilt auch für Andreas und Ralf Schall (Dornstadt). Das Vater-Sohn-Team ist mit dem Mercedes 190 immer für eine Überraschung gut. Auch VLN-Legende Edgar Dören (Wuppertal) und Karl-Christian Lück (Wiehl) sind wieder in den Favoritenkreis gestoßen. Wie der vierte Gesamtrang im fünften Lauf zeigte, haben sie den Porsche GT3, den sie seit Saisonbeginn fahren, jetzt voll im Griff, nachdem sie ihm die Kinderkrankheiten ausgetrieben haben.

Zur fahrerischen Prominenz beim DMV-Grenzlandrennen gehören auch der Däne Kurt Thiim, Ex Formel-3-Meister und Ex-DTM-Star und die nicht weniger bekannte und erfolgreiche Mönchengladbacherin Ellen Lohr. „Miss Elly“ und der „Blonde aus dem Norden“ fahren in der Klasse H3 Gruppe H über 2000 ccm einen Mercedes 190 E und haben es dort mit dem BMW von Deutgen und dem Mercedes der Schalls zu tun. Das kann heiter werden! Nicht weniger prominent als Thiim und Lohr und auch als Fahrer nicht geringer einzustufen ist Opel-Rennsportchef Volker Strycek (Dern). Aber noch bemerkenswerter als die Person des Opel-Sportchefs als Fahrer ist das Fahrzeug, das er pilotiert: Es ist ein waschechter DTM-Astra. Das wird die Opel-Fans an der Nordschleife elektrisieren. Betreut wird der Wagen gleich von zwei DTM-Profiteams, Phoenix und Holzer. Der Einsatz ist als Test zu sehen, weshalb es Strycek weniger um eine Top-Platzierung geht als um Erweiterung des Erfahrungsschatzes bei der Weiterentwicklung des Autos. Die Nordschleife ist dafür wohl genau der richtige Ort.

Kein RCM-DMV-Grenzlandrennen in den letzten Jahren ohne Rahmenprogramm. So auch bei der 25. Auflage. Ein Lauf zur europäischen Austin Sprite- und MG Midget-Championship dürfte die Zuschauer auf den Tribünen an der Nürburgring-Sprintstrecke des GP-Kurses an alte Zeiten erinnern. Jahrgang 1959 sind die ältesten der flotten Flitzer, Baujahr 1973 die jüngsten.

Zeitplan 25. RCM-DMV-Grenzlandrennen: Samstag, 27. Juli: 8.30 Uhr bis 9 Uhr: Zeittraining Austin Sprite/MG Midget; 9.15 Uhr bis 10.45 Uhr: Zeittraining VLN; 11.15 Uhr bis 12.15 Uhr Rennen Sprite/Midget; 12.45 Start zum Rennen über 4 Stunden auf der Kombination aus Kurzanbindung GP-Kurs und Nürburgring-Nordschleife.