Viel Neues und Spannung zum Auftakt Start zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring

NÜRBURGRING. Das 75. Jubiläumsjahr des Nürburgrings wird sportlich am Samstag, 23. März, mit der 51. ADAC-Westfalenfahrt des ADAC Westfalen eröffnet. Das über 3½ Stunden gehende Rennen ist der erste von insgesamt zehn Läufen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring 2002. Unter diesem Namen des Hauptsponsors firmiert seit dem vergangenen Jahr die von der „Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring“ (VLN) organisierte Serie, die in diesem Jahr zum 26. Mal gefahren wird. Die populärste Langstrecken-Rennserie Europas verzeichnete in ihrem Jubiläumsjahr 2001 in fast allen Bereichen enorme Zuwächse.

VLN-Geschäftsführer Karl-Heinz Gürthler sieht für die neue Saison weiterhin hohes Niveau, wenn auch mit einem leichten Rückgang der Teilnehmerzahlen zu rechnen sei. Gürthler: „Die angespannte wirtschaftliche Lage in vielen Bereichen bleibt auch auf den Motorsport nicht ohne Auswirkungen. Ich glaube aber, dass unsere Serie, die eine Breitensport-Serie ist, weniger davon betroffen ist als andere Wettbewerbe.“ Das Nennungsergebnis für die ADAC-Westfalenfahrt gibt ihm Recht: 153 Fahrzeuge sind genannt.

Der Auftakt zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2002 findet auf einer Nürburgring-Variante statt, die bisher noch nie gefahren wurde und als Provisorium auch nicht lange überleben wird. Wegen der Bauarbeiten für die neue „Mercedes-Arena“ in der Nürburgring-GP-Strecke kann dieser Bereich nicht befahren werden. Die VLN-Runde besteht vorübergehend aus der Nürburgring-Nordschleife und der Coca-Cola-Kurve, die normalerweise bei Rennen auf dem GP-Kurs die Zieleinlaufkurve ist. Bei den ersten BFGoodrich-Langstreckenmeisterschaftsläufen wird sie entgegen der üblichen Fahrtrichtung gefahren. Die Rundenlänge beträgt 20,932 Kilometer.

Klaus-Peter Thaler (Gevelsberg) und Heinz Remmen (Finnentrop) gewannen im VLN-Jubiläumsjahr 2001 den Meistertitel. Und das auf einem Opel Astra, der schon acht Jahre alt war. In dieser Saison treten sie mit einem neuen Astra an. Der kommt ebenfalls von Kissling Motorsport, hat mehr PS, ist aber auch schwerer. Und schwer sollte auch die Titelverteidigung werden. Denn die Klasse der VLN-Specials 3 (bis 2000 ccm Hubraum) ist traditionsgemäß wieder mit vielen Autos besetzt. Das ist einerseits im Falle eines Erfolges gut, denn das VLN-Reglement berücksichtigt bei der Vergabe der Meisterschaftspunkte die Zahl der Teilnehmer in der jeweiligen Klasse. Andererseits ist es natürlich schwerer, sich als „Dauersieger“ zu etablieren. Am Saisonende werden die jeweils acht besten Rennergebnisse eines jeden Teilnehmers für die Meisterschaft gewertet.

Thaler/Remmen werden schon bei der Westfalenfahrt zu spüren bekommen, dass ihnen in ihrer Klasse ein scharfer Wind entgegen weht. Zum Beispiel von dem Audi TT-RS, den Jürgen Hohenester (Gaimersheim) und Jürgen Gerspacher (Froehnd) fahren, oder von Michael Krumbach (Eschweiler) und Michael Luther (Barsbüttel), den Meistern bei den VLN-Serienwagen 2001 und Vizemeistern der Gesamtwertung, die jetzt mit ihrem BMW M3 den direkten Zweikampf mit den amtierenden Meistern suchen. Auch Heinz-Otto Fritzsche (Hückeswagen) ist in die derzeitige „Meister-Klasse“ gewechselt. Zusammen mit Josef Klüber (Alzenau) fährt er einen Opel Astra OPC, pikanterweise wie das Auto von Thaler/Remmen von Kissling Motorsport vorbereitet und eingesetzt.

Bis zur Meisterschaftsentscheidung ist es noch weit. Bei der ADAC Westfalenfahrt wird der Kampf um den ersten Tages-Gesamtsieg im Mittelpunkt des Interesses stehen. Gleich eine ganze Reihe von Favoriten bietet sich an. Dazu gehören Edgar Dören (Wuppertal) und Karl-Christian Lück (Wiehl). Dören geht mit sehr viel Optimismus in die neue Saison. Der 60-Jährige gehört nicht nur zu den erfolgreichsten, sondern auch immer noch zu den schnellsten Fahrern in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft. Seine sportliche Leistung und seine hohe Popularität bei den Fans wurden belohnt: Sein Porsche RSR erstrahlt nun in den Farben von BFGoodrich Tires. Dören/Lück gewannen im vergangenen Jahr das Auftaktrennen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft. „Das schreit ja nach Wiederholung“, meint Dören. Ganz oben auf der Favoritenliste stehen aber noch andere. Zum Beispiel Jürgen Alzen (Kausen) und Arno Klasen (Karlshausen), die viermaligen Gesamtsieger von 2001, auf Porsche 996 Carrera, oder Wilhelm Kern (Kleinaspach) und Olaf Manthey (Meuspath) auf Porsche GT3 MR, oder Wolfgang Destrée/Dr. Edgar Althoff/Paul Hulverscheid (Zornheim/Viersen/Wipperfürth) mit ihrem Porsche GT B.

Das Siegerauto muss aber nicht unbedingt ein Porsche sein. Ein Blick in die Klasse der VLN Specials bis 4000 Kubikzentimeter Hubraum genügt, um weitere Favoriten auszumachen. Johannes Scheid hat einen neuen BMW M3 E46 GTR aufgebaut. Der Kottenborner, mit fünf Meistertiteln „erfolgreichster VLN-Fahrer aller Zeiten“, fährt das blaue Kraftpaket zusammen mit der Aachener Profirennfahrerin Claudia Hürtgen. Mit einem neuen BMW M3 kommen auch Michael Bäder (Ofterdingen) und Tobias Hagenmeyer (Schwieberdingen) an den Nürburgring. Sie werden weder im klasseninternen Duell mit Scheid/Hürtgen noch im Kampf um den Gesamtsieg einen leichten Gasfuß haben. Viel gearbeitet haben auch Andreas und Ralf Schall an ihrem neuen Mercedes 190E. Vater und Sohn aus Dornstadt sind eigentlich für einen Lauf-Gesamtsieg längst überfällig.

Wohl noch nicht reif für einen Gesamtsieg, wohl aber einer, der beim fachkundigen Publikum bestens ankommen dürfte, ist der vom österreichischen Team Altschach Motorsport eingesetzte Honda NSX. Auch dieser 400-PS-Sportwagen fährt im Schwarz-Rot des VLN-Hauptsponsors BFGoodrich Tires. Mit Armin Hahne (Monaco) und Frank Stippler (Bad Münstereifel) sind hier zwei Fahrer genannt, denen die Nürburgring-Nordschleife nicht neu ist und die alles tun werden, den Super-Honda super aussehen zu lassen.

In der langen Geschichte der VLN-Rennen gibt es viele prominente Namen, die ihren Bekanntheitsgrad nicht in erster Linie vom Rennsport beziehen. Schauspieler wie Claus-Theo Gärtner (Matula) und Arthur Brauss, Sänger Smudo und Eisschnellläuferin Gunda Niemann-Stirnemann und mancher andere Prominente stellten sich der Herausforderung Nordschleife. Bei der ADAC-Westfalenfahrt am 23. März gibt mit Joey Kelly von der Kelly Family ein Star aus der Musikszene seinen Einstand im Motorsport. Kelly fährt in der Klasse der VLN-Serienwagen bis 2000 ccm einen Peugeot 306 S16 von Schirra Motorsport. Kelly, der auch als Ausdauersportler bekannt und anerkannt ist, hat sich intensiv auf das Rennen vorbereitet. Wann immer es seine Zeit erlaubte und die Nürburgring-Nordschleife zu befahren war, sah man den Sänger zusammen mit Joachim Schirra beim privaten Training. Schirra: „Der Joey hat einige Tausend Nordschleifen-Kilometer auf dem Buckel. Er weiß, wo die kritischen Stellen sind. Und er wird sein Rennen sehr überlegt angehen. Der ist kein Hasardeur.“

Der erste Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2002 verspricht viel Neues und viel Spannung, eine ideale Eröffnung des Sportprogramms im 75. Jubiläumsjahr des Nürburgrings.

Zeitplan 51. ADAC-Westfalenfahrt: Samstag, 23. März, 8.30 Uhr bis 10 Uhr Training: 12 Uhr Start zum Rennen über 3 1/2 Stunden.