Miteinander ist besser als nebeneinander Der Nürburgring und die Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal

Ein Motorsport-Jubiläumsjahr ist gerade vorbei, schon hat das nächste begonnen. Die Veranstaltergemeinschaft Langstreckenpokal Nürburgring (VLN) feierte im vergangenen Jahr ihr 25-jähriges Bestehen, der Nürburgring wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. Die von der VLN organisierte Rennserie heißt seit 2001 nach ihrem Hauptsponsor „BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring“. 20 Jahre lang war sie vorher als „Deutscher Veedol Langstreckenpokal Nürburgring“ und davor als „Valvoline Langstreckenpokal Nürburgring“ angetreten. Was zehn Clubs vor 26 Jahren ins Leben riefen, ist zur attraktivsten Langstrecken-Rennserie Europas geworden, und unbestritten ist es auch die langlebigste. Denn die Serie machte in 26 Jahren nicht einmal Pause, auch dann nicht, wenn die Zeiten schlecht und die Teilnehmerzahlen relativ klein waren.

Die VLN hat durchgehalten. So wie der Nürburgring durchgehalten hat, der in seinen nunmehr 75 Jahren auch nicht immer auf Rosen gebettet war.

Im 26. Jahr gehen Nürburgring und VLN nun schon einen gemeinsamen Weg. Man geht ihn nicht nebeneinander, sondern miteinander. Zu der Gemeinschaft von neun Automobil-Ortsclubs aus ADAC und DMV sowie dem ADAC Regionalclub Westfalen kam vor einem Jahr als elfter Partner die Nürburgring GmbH. Deren Hauptgeschäftsführer, Dr. Walter Kafitz, sieht in der VLN und in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft die Garantie dafür, dass die legendäre Nürburgring-Nordschleife, das „Geburtstagskind“ dieses Jahres, „nicht zum Museum wird“. Das Verhältnis zueinander ist vom gegenseitigen Geben und Nehmen bestimmt. Das bekräftigt auch VLN-Geschäftsführer Karl-Heinz Gürthler. „Wenn es die Nordschleife nicht gäbe, hätten wir auch keine VLN-Serie“, sagt er.

Die VLN-Serie hatte ihre Premiere, als der Nürburgring sich in einer Krise und einer Phase der Umorientierung befand. Von 1977, dem Gründungsjahr der VLN, an gab es auf der Nordschleife keine Formel-1-Rennen mehr, über den Bau eines neuen GP-Kurses wurde nachgedacht und diskutiert. Der Formel-1-Verlust traf Rennstrecke und Region auch wirtschaftlich. Da sorgten die zehn Langstreckenpokal-Läufe für einen gewissen Ausgleich. Vor allem aber war es die Konstanz über eine lange Zeit, die die VLN-Serie zu einer sicheren Bank sowohl für das Nürburgring-Veranstaltungsprogramm als auch für Gastronomie und Hotellerie, Imbissbetriebe und Privatpensionen in der Eifelregion werden ließ

Die VLN-Partner standen zum Nürburgring, auch wenn es manchmal für sie schwierig war, alle Rennen durchzuführen. Es wurden keine Läufe abgesagt, als durch den Bau der neuen Grand-Prix-Strecke Boxenanlage und Start- und Zielbereich nicht benutzt werden konnten. Da wurde eben die

„Nordschleife pur“ gefahren. Auch die großen Neu- und Umbauten in den letzten fünf Jahren zwangen hin und wieder zum Improvisieren. Nach dem Motto „Wo ein Wille ist, ist auch eine Strecke“ wurden Lösungen gefunden. Bei allen Variationen aber blieb ein Element stets unverrückbar: die Nordschleife. Ohne sie gäbe es keine VLN und keine BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft Nürburgring, doch ohne VLN würde die „schönste und schwierigste Rennstrecke der Welt“ es schwerer haben, nicht „zum Museum zu werden“, wie ihr Chef und VLN-Partner sagt.

Dass die 75. Jubiläumssaison des Nürburgrings mit dem ersten Lauf der VLN zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2002 eröffnet wird, mag Zufall sein. Man kann es aber auch als symbolischen Auftakt einer weiteren langen Partnerschaft sehen.

Am Samstag, 23. März, beginnt mit der 51. Westfalenfahrt des ADAC Westfalen die 26. Saison einer Rennserie, die mit dem Nürburgring so eng verbunden ist wie keine andere.

Und wieder einmal erfolgt der Saisonstart auf einer Nürburgring-Variante, wie es sie noch nicht gegeben hat. Wegen des Baus der neuen Mercedes-Arena im oberen Bereich der GP-Strecke musste wieder einmal improvisiert werden. Hans-Jürgen „Jöckel“ Hilgeland, VLN-Vorstandssprecher und Spezialist für schwierige Fälle, hat eine Lösung ausgetüftelt, die bei der VLN-Einstellfahrt vor einer Woche ihre Bewährungsprobe bestanden hat. Mindestens für die beiden ersten VLN-Läufe, der zweite (DMV-4-Stunden-Rennen der Renngemeinschaft Düren) wird am 6. April gefahren, besteht die VLN-Runde aus Nordschleife und der Coca-Cola-Kurve. Letztere ist normalerweise die Zieleinlaufkurve des GP-Kurses. Jetzt wird sie gegen die übliche Fahrtrichtung gefahren. Die Länge einer Runde ist 20,932 Kilometer. Vor allem für die Statistiker ein gefundenes Fressen. Denn jede neue Streckenvariante bringt ja auch die entsprechenden Rundenrekorde. Die können jetzt für mindestens die fünfte Variante einer VLN-Runde notiert werden.