Die Viper beißt wieder zu – Erster Tagessieg in der Langstreckenmeisterschaft 2001 für Reh / Rittmeier

NÜRBURGRING. Herzschlagfinale beim vierten Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring. Erst in der vorletzten Runde der auf dreieinhalb Stunden angesetzten 32. ADAC Rundstrecken-Trophy des MSC Adenau setzten sich Carl Reh (Trier)und Meinhard Rittmeier (Wermelskirchen) mit ihrer Viper an die Spitze und sicherten sich nach 24 Runden den Tagessieg. Platz zwei belegte das Team von Phoenix-Racing (Meuspath) mit den Fahrern Horst von Saurma-Jeltsch (Stuttgart); Lukas Luhr (Mülheim-Kärlich) und Christian Abt (Kempten) auf einem Porsche 911 GT3 RS. Den dritten Rang sicherten sich Ralf Weiner (Hilden) und Edgar Althoff (Viersen) auf Porsche 964 GT vor Ullrich Packeisen (Wuppertal) und Erich Trinkl (Mayrhofen), ebenfalls auf Porsche. In der Gesamtwertung der Langstreckenmeisterschaft führen nach vier Rennen weiter Jürgen Delkus / Joachim Schirra (Wesseling / Riedstadt) auf Honda Accord, die ihren vierten Klassensieg in Serie feierten.

Die wohl größte Grillparty im Land fand am Samstag rund um den Nürburgring statt. 23.000 Zuschauer entlang der Strecke hatten die Campingstühle, Grills und Getränke ausgepackt und erlebten bei strahlendem Sonnenschein ein packendes Rennen über Nordschleife und die Kurzanbindung der Nürburgring Grand-Prix-Strecke. Und das wurde an der Spitze lange Zeit von einem Dreikampf beherrscht. Vom Start weg bis zum ersten Tankstopp in Runde sieben führten die Trainingsschnellsten Carl Reh und Meinhard Rittmeier das Feld der 154 gestarteten Autos an. Als die Viper zum Tanken an der Box war, schob sich der Phoenix-Porsche mit der Besetzung Saurma-Jeltsch / Luhr / Abt nach vorn. Und auch Edgar Dören / Karl Christian Lück nutzten auf dem Tuffi-Porsche die Gunst der Stunde und fuhren auf Platz drei vor.

Als die Viper dann die Verhältnisse wieder zurecht gerückt hatte – sprich wieder die Führung übernahm – musste sie wieder zum Tanken an die Box. Nachdem auch die Konkurrenz ihren zweiten Sprit-Stopp eingelegt hatte, war die von Zakspeed (Niederzissen) ins Rennen geschickte Viper jedoch wieder in Front. Dennoch wäre der große Durst ihres Renngerätes Reh / Rittmeier beinahe zum Verhängnis geworden. Denn in Runde 21 mussten sie als einziges Team an der Spitze erneut zum Nachtanken in die Boxengasse einbiegen. Doch diesmal hatten Reh / Rittmeier das Glück, das ihnen in dieser Saison bisher fehlte. Den Rückstand auf den Phoenix-Porsche konnten sie bis 10 Minuten vor Rennende auf 2,8 Sekunden reduzieren. In der vorletzten Runde schnappte sich die Viper dann den Porsche. Der erste Tagessieg in der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2001 war nur noch Formsache.
Nicht minder spannend war die Entscheidung um Platz drei. Die fiel erst in der letzten Runde. Wenige Kilometer vor der Zieleinfahrt blieb der Porsche von Mario Ketterer / Gerd Winter (Freiburg / Wilnsdorf) am Schwalbenschwanz mit technischem Defekt liegen. Damit war der dritte Platz auf dem Siegertreppchen frei für Ralf Weiner (Hilden) und Dr. Edgar Althoff (Viersen) auf ihrem Porsche 964 GT.

Das lange an Position drei gelegene Porsche-Team Edgar Dören / Karl Christian Lück hatte nach zwei Drittel der Renndistanz nichts mehr mit dem Ausgang an der Spitze zu tun. Durch einen Schaden an der Drosselklappe fielen sie zurück und fuhren schließlich als Achte über die Ziellinie. Dören / Lück, die schon zwei Tagessiege in dieser Saison auf dem Konto haben, nahmen es gelassen. „Schade, aber irgendwann musste ja auch an unserem Auto mal irgendwas kaputt gehen“, meinte Karl Christian Lück.

„Wir mussten bis zur letzten Runde hart kämpfen“, gestand Tagessieger Meinhard Rittmeier. Doch nicht nur die Konkurrenz, auch das eigene Auto verlangte den Fahrern alles ab. „Starkes Untersteuern erschwerte das Handling der Viper“, so ein glücklicher Sieger. Doch auch beim unterlegenen Phoenix-Team herrschte keine Trauerstimmung. Rundum zufrieden war man mit dem Ergebnis. Schließlich war der Lauf doch die gelungene Generalprobe für das 24-Stunden-Rennen. Für Lukas Luhr war es zudem die erste Begegnung mit der legendären Nordschleife. Auch Christian Abt, eigentlich in der DTM auf einem Audi unterwegs, war begeistert von „Ring“ und Auto. „Du setzt dich rein und bist gleich schnell“, lobte er sein neues Sportgerät. Ins Schwärmen geriet er auch über die Atmosphäre bei der Langstreckenmeisterschaft. „Die Strecke und die Fans sind einfach toll. Ich liebe das.“

Geschafft, aber glücklich waren auch Joachim Schirra und Jürgen Delkus. Mit ihrem Honda Accord-R sicherten sie sich den vierten Klassensieg in Folge und führen damit weiter die Gesamtwertung der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft an. Doch dieser Sieg war wohl der am härtesten erkämpfte in dieser Saison. Denn gleich vier Honda Accord machten Jagd auf die Spitzenreiter. Was nicht ohne Wirkung blieb. So fielen Delkus / Schirra nach einem Ausritt im Adenauer Forst kurzfristig auf Platz vier zurück. Doch am Ende hatten sie dann doch wieder die Nase vorn. In Runde 23 gingen sie noch mit Martin Hütter / Wolfgang Savelsbergh (Meschede / Aachen) Stoßstange an Stoßstange über die Ziellinie. In der 24 und letzten Runde fanden Schirra / Delkus dann die Lücke zum Überholen und gewannen erneut die Klasse. Hütter / Savelsbergh mussten auf den letzten Metern auch noch Jörg Viebahn (Engelskirchen) an sich vorbeiziehen lassen. Vom Titel, dem Sieg in der Gesamtwertung, träumen Delkus / Schirra aber noch nicht. „Dafür ist es noch viel zu früh. Wir haben noch sechs harte Rennen vor uns“, weiß Jürgen Delkus.

Zurück im Rennen um die Meisterschaft sind Klaus-Peter Thaler (Gevelsberg) und Heinz Remmen (Finnentrop) auf Opel Astra GSI. Platz neun in der Gesamtwertung bedeutete gleichzeitig den Klassensieg in der SP3 (Specials bis 2000 ccm Hubraum). Und noch zwei Teams hatten allen Grund zur Freude. Denn mit vier Siegen in vier Rennen hat Harald Thönnes (Mülheim-Kärlich) in der Klasse N1 (Gruppe N bis 1400 ccm) ebenso eine lupenreine weiße Weste wie Frank Lorenzo / Harald Jacksties (Willich) auf BMW M3, die in der Klasse V5 (VLN-Serienwagen bis 3000 ccm) starten. „Es lief einfach alles wie am Schnürchen“, war dann auch Frank Lorenzo rundum begeistert.

Keinen Grund zum Feiern hatten dagegen zwei prominente Fahrer-Teams der BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft. Für Johannes Scheid (Kottenborn) und Mario Merten (Nürburg) kam ebenso in Runde eins das frühe Aus wie für das Vater-Sohn-Gespann Andreas und Ralf Schall. Der Mercedes 190 E der Schalls fing gleich in der ersten Runde Feuer.

Bei Scheid war ein kapitaler Motorschaden Ursache für das Ende. Dabei handelte es sich übrigens um ein nagelneues Aggregat. Erst am Donnerstag hatten die Scheids den Motor von BMW aus München geliefert bekommen. Dementsprechend enttäuscht war denn auch Johannes Scheid: „Das ist schon verdammt ärgerlich. Zumal wir im Training so schnell wie noch nie waren. Unsere Arbeit am Fahrwerk hatte sich richtig bezahlt gemacht. Und dann so was.“

Scheid hat, wie auch die restlichen Teams, jetzt rund vier Wochen Zeit, sein Auto wieder auf Vordermann zu bringen. Denn der fünfte von zehn Läufen zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring ist am 9. Juni. Dann lädt der Dortmunder MSC zum ADAC-Reinoldus-Langstreckenrennen.

Rennergebnis 32. Adenauer ADAC Rundstrecken-Trophy,
4. Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft 2001 (Plätze 1 bis 10):
1. Carl Reh / Meinhard Rittmeier (Trier / Wermelskirchen) Viper GTS-R, 3:37:15.875 Stunden (= 24 Runden); 2. Horst von Saurma-Jeltsch / Lucas Luhr / Christian Abt (Stuttgart / Mülheim-Kärlich / Kempten) Porsche 911 GT3 RS, 10.881 Sekunden Rückstand; 3. Ralf Weiner / Dr. Edgar Althoff (Hilden / Viersen) Porsche 964 GT, 3:15.310 Minuten Rückstand; 4. Ullrich Packeisen / Erich Trinkl (Wuppertal / Mayrhofen) Porsche 993 RSR, 4:51.000 min; 5. Wilhelm Kern / Axel Rohr (Kleinaspach / Waldsee) Porsche 993 GT3 MR, 5:13.557; 6. Mario Ketterer / Gerd Winter (Freiburg / Wilnsdorf) Porsche 911 RSR, 16:59.820 min; 7. Michael Krohn / Mike Neumann (Hamburg / Rellingen) Porsche 911, 1 Runde zurück; 8. Edgar Dören / Karl Christian Lück (Wuppertal / Wiehl) Porsche 911 RSR, 1R., 9. Eberhard Faecke / Michael Schaal (Leinfelden / Stuttgart) Porsche 993 RSR, 1 R., 10. Klaus-Peter Thaler / Heinz Remmen (Gevelsberg / Finnentrop) Opel Astra GSI, 1R.