Vier Stunden durch die „Grüne Hölle“ – Zweiter Lauf zum Veedol Langstreckenpokal – Wieder Nordschleife „pur“

NÜRBURGRING. Noch keine Rückkehr zu „normalen“ Verhältnissen am Nürburgring. Auch der zweite Lauf zum Deutschen Veedol Langstreckenpokal, das DMV-4-Stunden-Rennen der Renngemeinschaft Düren am Samstag, 15. April, wird über die „reine“ Nordschleife (20,83 Kilometer) gehen, und die Start- und Zielgerade des Grand-Prix-Kurses wird als Boxengassen- und Fahrerlager-Provisorium benutzt.

Grund für diese Maßnahme ist der Bau der neuen Boxenanlage, der zwar zügig vorankommt, aber noch nicht den Stand erreicht hat, der einen Einsatz für einen VLN-Lauf möglich macht. Das heißt auch, dass jedes Fahrzeug zwei Boxenstopps von jeweils mindestens 15 Minuten Dauer, gemessen von Einfahrt bis Ausfahrt, einlegen muss. Organisationsleiter Robert Rust von der RG Düren: „Eine andere Lösung ist zur Zeit nicht möglich. Wir sind aber sicher, dass wir bei Fahrern und Teams genauso viel Verständnis finden, wie sie es beim ersten Lauf zum Veedol Langstreckenpokal am 1. April gezeigt haben.“ Mit den eingegangenen 129 Nennungen für das DMV-4-Stunden-Rennen ist Rust zufrieden.

Trotz der „besonderen Lage“ hat der Veedol Langstreckenpokal ein spannendes und an Überraschungen reiches Eröffnungsrennen hinter sich. Keine Überraschung, aber ein Beweis für die Anziehungskraft der Serie, ist die beachtliche Zahl von Neueinsteigern. Neue Gesichter bei den Fahrern, neue Marken und Typen bei den Autos machen das Feld bunter und die Rennen noch interessanter.

Zu den Überraschungen des ersten Laufs gehört zweifellos der zweite Gesamtrang des Audi A4 quattro mit Erdgasantrieb, gefahren von Christian Abt (Kempten) und Christian Menzel (Kelberg). Erst auf den letzten Kilometern wurden sie von der siegreichen Chrysler Viper mit Peter Zakowski am Steuer überholt. Auch der dritte Platz im Gesamtklassement von Klaus-Peter Hesse/Thomas Wiedemeier (Menden/Möhnesee) auf Porsche ließ manchen alten VLN-Experten aufmerksam werden. Hesse/Wiedemeier gewannen auch ihre Klasse (SP9) und sind in der Punktetabelle in der Spitzengruppe zu finden. Sie werden beim DMV-4-Stunden-Rennen reichlich Gas geben, um mit einem weiteren Erfolg im Spitzenfeld zu bleiben.

Erster Tabellenführer der VLN-Saison 2000 ist Jürgen Gerspacher (Froehnd), der mit seinem Golf GTI beim ersten Lauf die mit 19 Teilnehmern am stärkste besetzte Klasse SP3 (VLN Specials bis 2000 ccm Hubraum) gewann. Damit dürfte der für diese Kategorie oft verwendete Begriff „Astra-Klasse“ der Vergangenheit angehören. Gerspacher könnte mit einem weiteren Erfolg beim DMV-4-Stunden-Rennen seine Führung ausbauen. Genau das aber wollen unter anderem Roland Senge (Nümbrecht) und Norbert Schildwächter (Berlin), die Klassenzweiten beim Auftaktrennen, mit ihrem Opel Astra verhindern. Und in der Nennungsliste stehen noch 17 weitere Teams, die bei den „Specials“ bis 2000 ccm für Spannung sorgen werden.

Kaum weniger interessant wird es in der Klasse VLN-Specials bis 1,4 Liter Hubraum zugehen. Jens Lührsen/Uwe Unteroberdörster (Wildeshausen/Lohmar), die Gewinner der VLN-Junior-Trophäe 1999, sicherten sich am 1. April auf Suzuki Swift ihren ersten Klassensieg im dritten Jahrtausend und rangieren damit zusammen mit Dino Drössiger und Andreas Mäder (Bochum/Großkugel), Honda Civic, punktgleich effektiv an dritter Stelle der Gesamtwertung hinter Spitzenreiter Gerspacher sowie Kornelius Hoffmann/Marcel Luhr (Blankenheim) auf Mercedes 190 E.

Die Internationalität des Veedol Langstreckenpokals – für das DMV-4-Stunden-Rennen haben Fahrerinnen und Fahrer aus sieben Nationen gemeldet – spiegelt sich auch in den Ergebnislisten wider. Die Engländer Howard Redhouse/Stuart Wright/Joe Marcari überzeugten auf BMW M3 bei der Saison-Premiere mit einem Klassensieg.

Einen Klassensieg meldeten auch Johannes Scheid/Kurt Thiim (Kottenborn/Dänemark). Doch ein Reifenschaden am Beginn des Rennens und ein „Abflug“ von Thiim verhinderten hier einen durchaus möglichen Gesamtsieg des über 400 PS starken Scheid-BMW M3 GTRS. Beim nächsten Rennen will Scheid dem Pech seine Grenzen aufzeigen und ganz vorne landen. Das Zeug dazu haben er und sein Team ebenso wie Ulrich Galladé/Olaf Manthey (Wuppertal/Rheinbreitbach) auf Porsche.

Wo landet dieses Mal die Chevrolet Corvette von Edgar Dören/Karl-Christian Lück? Diese Frage stellen sich vor dem DMV-4-Stunden-Rennen viele Fans der „VLN-Legende“ Dören. 30 Jahre war der Wuppertaler auf diversen Porsche-Typen auf den Rennstrecken dieser Welt, meistens aber auf dem Nürburgring, unterwegs. Jetzt ist er ins „amerikanische Lager“ gewechselt, fuhr zum Saisonstart ein wunderbares Auto in die Startaufstellung und beendete das erste Rennen zusammen mit Partner Lück (Wiehl) auf einem ausgezeichneten siebten Gesamtrang. Dören: „Der Wagen hatte nicht einen einzigen Testkilometer hinter sich. Da steckt noch viel Potenzial drin.“

Die Corvette ist für das VLN-Feld ebenso eine Bereicherung wie der Lotus Elise, an dessen Steuer sich „Konditionswunder“ Edgar Dören mit Hendrik Horak (Idstein) ablöst. Aber diese Neuerscheinungen werden noch von einem Markennamen überstrahlt, der Motorsportlegende ist: Ferrari. Zwei Ferrari F 355 starteten am 1. April bei der ADAC-Westfalenfahrt, und sie sind auch beim DMV-4-Stunden-Rennen dabei. Sie werden von Engstler Motorsport (Wiggensbach) eingesetzt. Prominentester Fahrer ist der Belgier Philippe Adams, der sich auch schon einmal in der Formel 1 versuchte.

Die Karten für das DMV-4-Stunden-Rennen sind in allen VLN-Klassen so gut gemischt, dass keine Voraussage möglich ist, welches Ass stechen wird. Das gehört zum Veedol Langstreckenpokal, macht ihn spannend, begeistert Tausende Fans entlang der „Grünen Hölle“ und gibt ihm seinen Charakter als Breitensportserie auf höchstem Niveau.

Zeitplan DMV-4-Stunden-Rennen:
Samstag, 18. April: Training 8.30 Uhr bis 10 Uhr; Start zum Rennen 12 Uhr; Renndauer 4 Stunden; abgewinkt wird, wenn der Führende nach Ablauf von vier Stunden die Ziellinie überquert.