Furioser Saisonauftakt auf dem „Nürburgring“ – Erster Lauf zum Veedol Langstreckenpokal: Spannung bis zum Schluss

NÜRBURGRING. Der Deutsche Veedol Langstreckenpokal Nürburgring 2000 begann, wie die 1999er Serie geendet hatte: Mit einem Sieg von Hans-Jürgen Tiemann (Soltau) und Peter Zakowski (Niederzissen) auf Oreca Chrysler Viper. Mit ihrem Erfolg bei der 49. ADAC-Westfalenfahrt erhöhten die amtierenden Titelträger ihre Rekordserie von zehn auf elf Gesamtsiege in Folge. Auf den zweiten Platz fuhren Christian Abt (Kempten) und Christian Menzel auf einem Audi A4 quattro mit Erdgasantrieb. Als bestes Porsche-Team kamen Klaus-Peter Hesse/Thomas Wiedemeier (Menden/Möhnesee) auf den dritten Gesamtrang, gefolgt von Ulrich Galladé/Olaf Manthey (Dortmund/Bonn) auf Porsche 996 GT 2.

Das Rennen ging über die Distanz von vier Stunden. Rennstrecke war die 20,83 Kilometer lange Nordschleife. Wegen der Einschränkungen durch den Bau der neuen Nürburgring-Boxenanlage musste jedes Fahrzeug zwei Mal für mindestens 15 Minuten an die provisorischen Boxen. So wurden Wettbewerbsverzerrrungen, etwa durch lange Wartezeiten an den zahlenmäßig eingeschränkten Tankstellen, verhindert. Sowohl für Fahrer und Teams als auch für die Organisatoren keine einfache Aufgabe, die zudem noch durch das Wetter, das alle Register seiner Eifel-Launen zog, drastisch erschwert wurde. Der Einsatz der Sportwarte an der Strecke und der Rennleitung sowie Fairness und Verständnis der Fahrer und ihrer Boxencrews ließen Skeptiker verstummen und erlaubten einen korrekten Ablauf, wo man von einer 44-minütigen Startverzögerung wegen Nebels absieht.

Trotz des erneuten Sieges der Chrysler Viper (8 Liter Hubraum, zehn Zylinder, 500 PS) war das Eröffnungsrennen der Millenniums-Saison eines der spannendsten in der 24-jährigen Geschichte des Veedol Langstreckenpokals. Denn das Rennen wurde erst auf den letzten 500 Metern entschieden, und Peter Zakowski steuerte die Viper mit nur 6,9 Sekunden Vorsprung auf Christian Menzel im 270 PS starken Erdgas-Audi ins Ziel. Peter Zakowski: „Das war knapp. Ich bin die letzten Runden immer über dem Limit gefahren. Ich habe selbst kaum noch an den Sieg geglaubt.“ Trotz der „Niederlage“ auf den letzten hundert Metern keine Spur von Trauer im Abt-Sportsline-Team. Teamchef Hans-Jürgen Abt: „Die Viper hat fast doppelt soviel Leistung wie unser Auto. Wir haben gezeigt, dass ein mit Erdgas betriebener Rennwagen absolut konkurrenzfähig ist.“

Die Aufholjagd der Viper war notwenig geworden, weil Hans-Jürgen Tiemann im Training am Morgen die „gelbe Giftschlange“ bereits in der ersten Runde auf tückisch glatter Strecke neben die Piste gesetzt hatte. Folge: reichlich Arbeit für die Mechaniker und Start vom letzten Platz der 59 Wagen starken ersten Startgruppe (insgesamt waren 119 Fahrzeuge am Start, 89 in der Wertung). Weniger Glück hatten in der gleichen Situation Andreas und Ralf Schall (Dornstadt). Nachdem Vater Andreas Schall im Training mit einem im Winter völlig neu aufgebauten Mercedes 190 E frontal in die Leitplanken gerutscht war, brauchte sich Sohn Ralf über die Frage, wer denn in der Familie der Schnellste sei, keine Gedanken mehr zu machen.

Nicht glücklich war Johannes Scheid (Kottenborn) mit dem Ausgang des Rennens. Der fünfmalige VLN-Gesamtsieger hatte sich für den Saisonauftakt den dänischen Profi Kurt Thiim als Partner auf seinen BMW M3 E36 GTRS geholt, da die langjährige Partnerschaft mit Sabine Reck (Bergheim) nicht fortgesetzt wird. Thiim bedankte sich mit der Trainingsbestzeit. Doch die Pole Position brachte ihm nichts ein, weil er schon unmittelbar nach dem Start (auf der Geraden an der „Döttinger Höhe“) mit einem Reifenschaden an die Box kam. Der Däne war dabei mächtig aufzuholen, als er im durch einen Hagelschauer winterlich glatt gewordenen Streckenabschnitt „Schwedenkreuz“ in die Leitplanken rutschte. Zwar wurde die Reparatur der Frontpartie in einem der 15-minütigen „Zwangs-Boxenstopps“ erledigt, doch der vorher erlittene Zeitverlust war zu groß, um noch in die Entscheidung eingreifen zu können. So blieben der 21. Platz in der Gesamtreihenfolge und der Sieg in der Klasse SP6.

Eine überraschend starke Vorstellung gaben „VLN-Legende“ Edgar Dören (Wuppertal) und Karl-Christian Lück (Wiehl). Dören, 30 Jahre auf Porsche erfolgreich am Start, hat für diese Saison die Marke gewechselt, seinen Partner Lück aber behalten. Eine bildschöne Chevrolet Corvette CS ist in dieser Saison das Sportgerät von Dören/Lück. Keinen Testkilometer hatte der Wagen vor dem Einsatz auf dem Nürburgring absolviert. Und dennoch: siebter Platz im Gesamtklassement und zweiter Platz in der Klasse – „Mister VLN“ konnte zufrieden sein.

Mit einem dritten Platz in der mit 19 Teilnehmern am stärksten besetzten Klasse der Gruppe-A-Fahrzeuge bis zwei Liter Hubraum starteten die Vizemeister von 1999, Klaus-Peter Thaler (Gevelsberg) und Heinz Remmen (Finnentrop) auf Opel Astra Kissling in die Saison. Überraschungssieger wurde hier in Alleinfahrt Jürgen Gerspacher aus Froehnd auf VW Golf GTI. Die langjährige Opel-Dominanz in dieser Kategorie ist vorbei: VW Golf GTI, Ford Puma Cup, Peugeot 306 S 16, Ford Escort 2000, BMW 320i und Renault Mégane Cabrio sind absolut ernstzunehmende Konkurrenten für die Astra-Armada.

Die Popularität des Veedol Langstreckenpokals ist noch im Steigen begriffen. Trotz des äußerst schlechten Wetters mit Regen und Temperaturen nicht weit über dem Gefrierpunkt kamen 15.000 Besucher, um den furiosen VLN-Saisonauftakt zu erleben.

Gesamtergebnis ADAC-Westfalenfahrt, 1. Lauf zum Veedol Langstreckenpokal 2000 (Plätze 1 – 10): 1. Hans-Jürgen Tiemann/Peter Zakowski (Soltau/Niederzissen), Oreca Viper GTS R, 25 Runden, 4:06:34.041 Stunden (126,732 km/h); 2. Christian Abt/Christian Menzel (Betzigau/Kelberg), Audi A4 Erdgasantrieb, 6.908 Sek. zurück; 3. Klaus-Peter Hesse/Thomas Wiedemeier (Menden/Möhnesee), Porsche, 4:09.377 Min. zurück; 4. Ulrich Galladé/Olaf Manthey (Dortmund/Bonn) , Porsche 996 GT 2, 6:05.308 zurück; 5. Harald Weiland/Matthias Weiland (Frankfurt/Neu-Isenburg), Porsche 996 Cup 1 Runde zurück; 6. Kersten Jodexnis/Matthias Weiland (Hannover/Neu-Isenburg) 1 R.; 7. Edgar Dören/Karl-Christian Lück (Wuppertal/Wiehl), Chevrolet Corvette CS, 1 R.; Howard Redhouse/Stuart Wright/Joe Macari (England), BMW M3 E 36, 1 R.; 9. Nils Bartels (Bensheim), BMW M3, 1 R.; 10. Carl Reh/Meinhard Rittmeier (Trier/Wermelskirchen), Porsche 993 RSR, 1 R.